So kannst du das Thema deiner Masterarbeit eingrenzen

Durch die Eingrenzung wird das Thema konkreter und du kannst leichter in die Tiefe gehen – und genau darum geht es!

An vielen Hochschulen ist es gängige Praxis, dass sich Studierende das Thema für ihre Bachelorarbeit oder Masterarbeit selbst aussuchen. Oder sie bekommen von ihrer Betreuerin bzw. ihrem Betreuer nur ganz grob eine Themenidee und müssen dann damit allein weiterarbeiten. In beiden Fällen stehen sie recht bald vor der Frage, wie sie ihr Thema am besten konkretisieren und eingrenzen.

 

Das Thema ist zu breit: Wie funktioniert die Eingrenzung?

Über die Aktion Frag Huberta! hat mich dazu anonym folgende Nachricht erreicht:

Ich bin mit der genauen Fragestellung meiner Masterarbeit konfrontiert. Ich sollte Lyrics eines bestimmten Musikers und auch seine Lieder anhören, analysieren. Es sollte eine kulturwissenschaftliche Arbeit sein. In den Liedern geht es um verschiedene Aspekte und ich kann irgendwie nichts Genaues aussuchen, somit ist das Thema viel zu breit.

 

Es kommt alles Mögliche vor, von Politik, Gender, Nationalität, Diaspora, Identität, Straßenkultur, Klassenzugehörigkeit.

 

Ich kann mich nicht auf einen Aspekt einigen oder irgendwie herausfinden, was ich genau untersuchen soll. Ich sollte niemanden befragen, sondern mich mit der Theorie auseinandersetzen. Ich tue mir schwer, das Thema einzugrenzen. Ich wäre sehr dankbar für jeden Tipp.

 

Gerne helfe ich dir weiter, liebe/-r Anonymus, wobei ich auch dieses Mal meine Antwort so gestalten möchte, dass sie für alle relevant ist, die hier mitlesen.

 

So grenzt du das Thema für deine Masterarbeit ein

Ein Mindmap zum Einstieg kann hilfreich sein.

Grundsätzlich gibt es verschiedene Möglichkeiten, um ein Thema einzugrenzen. Im ersten Schritt kannst du auf jeden Fall ein Mindmap machen und einmal alle Aspekte notieren, die dir zu deinem Thema einfallen. Jedes Subthema kannst du wieder zum Gegenstand eines Mindmaps machen und neuerlich dazu alles aufschreiben. Auf diese Weise bekommst du eine breite Ideensammlung.

 

Liebe/-r Anonymus, es scheint, als hättest du bereits jede Menge Aspekte und Ideen, die sind aber noch so grob, so breit angelegt, dass du die einzelnen Subthemen (zum Beispiel „Gender“, „Politik“ etc.) tatsächlich über ein Mindmap nochmals herunterbrechen könntest.

 

Das ist freilich nur der erste Schritt. Danach musst du vor allem eines: zu deinem Thema Literatur recherchieren und lesen. Davon schreibst du gar nichts in deiner Nachricht.

 

Literatur suchen und lesen

Die Bedeutung dieses Arbeitsschrittes unterschätzen viele Studierende. Manche meinen sogar, dass sie ein Thema für ihre Masterarbeit ohne Literaturrecherche und -studium finden können, einfach so durch Nachdenken.

 

Das geht aber natürlich nicht!

 

Wie sieht das bei dir aus, liebe/-r Anonymus?

Hast du dein Thema bereits, wie man das nennt, durchbibliografiert oder zumindest eine erste Literaturrecherche dazu gemacht? 

 

Da deine Masterarbeit eine wissenschaftliche Arbeit ist, musst du dir zunächst einmal einen Überblick über die Literatur verschaffen. Und je tiefer du in sie einsteigst, desto deutlicher wirst du erkennen, welche Fragen im Zentrum der Forschung stehen. Genau an denen solltest du dich dann bei der Eingrenzung deines Masterarbeitsthemas orientieren.

 

Themeneingrenzung

Was sind die Vorgaben der Betreuerin oder des Betreuers?

Du schreibst, dass du „irgendwie nichts Genaues aussuchen“ kannst und dass das Thema zu breit ist. Was genau bedeutet das? Verbietet dir deine Betreuerin oder dein Betreuer, das Thema einzugrenzen? Ich kann mir das nicht so recht vorstellen und würde dir daher empfehlen, nochmals das Gespräch mit ihr oder ihm zu suchen.

 

In meinen Augen sollte es auf jeden Fall möglich sein, einen Schwerpunkt zu setzen. Das Ziel einer Masterarbeit ist es nicht, ein Thema breit abzuhandeln, sondern in die Tiefe zu gehen.

 

Der eigenen Unsicherheit bei der Themeneingrenzung begegnen

Lieber/-r Anonymus, du schreibst auch, dass du dich „nicht einigen“ kannst. Das klingt für mich so, als seist du dir einfach unschlüssig, worüber du nun schreiben sollst.

 

Kannst du dich nicht entscheiden, worum es in deiner Masterarbeit gehen soll? Dann würde ich dir, wie oben bereits geschrieben, empfehlen, dir einmal mehrere Tage oder auch Wochen Zeit zu nehmen, um dich umfassend in das Thema einzulesen. Du musst erst einmal die zentralen Themen der Forschung kennen, bevor du dich auf ein Thema festlegst. In deiner Masterarbeit soll es ja genau um diese Themen oder eines dieser Themen gehen.

 

Tipps für deine Literaturrecherche

Wichtig ist natürlich zunächst einmal, dass du fit in der Recherche bist, also nicht mit der Trial-and-Error-Methode Literatur suchst, sondern weißt, wie eine gezielte Literatursuche funktioniert. Dazu findest du in meinem Blog jede Menge Tipps.

 

Bei der Recherche würde ich dir empfehlen, folgende Schritte zu gehen: 

  1. Mach eine erste Literaturrecherche zu dem Künstler allgemein.
  2. Recherchiere gezielt zu den Lyrics des Künstlers.
  3. Kombiniere bei der Literaturrecherche den Namen des Künstlers mit den Begriffen "Politik", "Gender", "Nationalität", "Diaspora", "Identität", "Straßenkultur" und "Klassenzugehörigkeit".

 

Schau jeweils, wie die Literatur, die du gefunden hast, verschlagwortet ist. Diese Keywörter weisen dir weiter den Weg.

 

Abschließende Tipps zur Eingrenzung deines Themas

  1. Mach ein Mindmap und schau mal, welche Subthemen dir einfallen.
  2. Mach eine sorgfältige Literaturrecherche. Du musst einen Überblick über den Stand des Wissens bekommen.
  3. Fange beim Lesen mit der neuesten Literatur an.
  4. Identifiziere die wunden Punkte der Forschung.
  5. Formuliere eine oder mehrere Forschungsfragen. 
  6. Formuliere recht bald einen vorläufigen Titel, das kann dir beim Konkretisieren deines Themas helfen. Eine Forschungsfrage ist kein Titel.
  7. Behalte deine Leserinnen und Leser im Auge. Du schreibst für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und nicht für Laien. Das bedeutet auch, dass deine Zielgruppe ein Vorwissen hast und du nicht weit ausholen musst.
  8. Wenn dir etwas unklar ist, suche das Gespräch mit deiner Betreuerin bzw. deinem Betreuer. 

Und wichtig: Es geht bei einer Bachelor- oder Masterarbeit niemals darum, ein Thema in seiner gesamten Breite abzuhandeln. Tiefe ist gefragt!

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Veröffentlicht am 9.4.2024.

 

Abbildungsnachweis: Shutterstock.com, Bildnr. 235534057, wavebreakmedia