Wählen Sie für Ihre Bachelor-, Master- oder Diplomarbeit kein zu großes Thema

Wenn Sie sich ein Thema für Ihre Abschlussarbeit (Uni, FH) suchen, nehmen Sie ein Thema, zu dem Sie tatsächlich die Fragen der Forschung diskutieren können. Tiefgang ist gefragt!

bücherstapel für die uni-arbeit

 

Diese Woche hat sich eine Studentin mit der Bitte um Hilfe an mich gewandt. Eigentlich sollte sie in diesen Tagen ihre Diplomarbeit dringend abgeben, aber es hat sich bei der Erstbegutachtung herausgestellt, dass sie wichtige Literatur nicht gelesen hatte.


Da ihr unklar war, was da noch genau fehlt und ich mich mit dem Thema als Wissenschaftlerin gut auskenne, hat sie mich um Hilfe gebeten. 

Wenn das Thema einfach viel zu groß ist ...

Nachdem ich die Arbeit durchgesehen hatte, war mir klar: Da kann ich leider nicht helfen. Zumindest nicht innerhalb der kurzen Zeit, die zur Verfügung steht. Man müsste völlig neu ansetzen. Das Thema kann man in einer 400-seitigen Dissertation bearbeiten, aber sicher nicht in einer 80-seitigen Diplomarbeit. So ein riesiges Thema ist in einer Diplomarbeit nicht zu bewältigen. Die Größe des Themas war auch der Grund, dass die Diplomandin nicht genau bibliografiert hat. Sie war mit dem Thema völlig überfordert – kein Wunder!

Wie passiert so etwas?

Da sind verschiedene Dinge aus dem Ruder gelaufen. Und es macht mich jedes Mal ziemlich betroffen, wenn ich so etwas erlebe. Wie aber kann es überhaupt zu so einer Situation kommen?  

  1. Wenn ein Lehrender ein zu großes Thema vergibt, sich der Student ahnungslos darauf einlässt und auch im Lauf der Bearbeitung nicht erkennt, dass er das Thema dringend eindampfen müsste.
  2. Wenn sich ein Student ein zu großes Thema sucht, das der Betreuer so akzeptiert.
  3. Wenn ein Student ein Thema nur ganz vage mit dem Betreuer ausmacht und es bis zur Abgabe keine Rückkoppelung zwischen beiden gibt.

In dem geschilderten Fall war, wie sich rasch herausgestellt hat, in erster Linie Punkt 1 für das Dilemma verantwortlich. Was können Sie als Student nun tun, damit Sie nicht in so eine Situation geraten?

Der Knackpunkt: Das fehlende Exposé

Damit Ihnen so etwas nicht passiert, sollten Sie ein Exposé (Konzept) schreiben und es mit Ihrem Betreuer besprechen. Viele Betreuer verlangen kein Exposé. Mein Tipp: Egal, ob ihr Betreuer ein Exposé will oder nicht, schreiben Sie eines!

Was umfasst ein Exposé? Zu einem Exposé gehören ein Fließtext, in dem der Zuschnitt der Arbeit erklärt wird, eine vorläufige Gliederung, eine Auswahlbibliografie und ein Zeitplan. Wichtig: Papier ist geduldig. Eine Gliederung sagt erst dann etwas aus, wenn neben den einzelnen Kapiteln die geschätze Seitenzahl steht. Es ist ein Unterschied, ob ein Kapitel 1, 2, 5 oder 10 Seiten hat. Und natürlich macht es keinen Sinn zentrale Themen auf einer Seite abzuhandeln. In einer wissenschaftlichen Arbeit ist Tiefgang gefragt. Eine oberflächliche Zusammenschau ist rasch zusammengeschrieben, als Diplomand sollen Sie aber die Fragen der Forschung vor dem Hintergrund der Literatur diskutieren.

5 Tipps: Seitenzahlen schätzen und Tiefgang anpeilen

  1. Schreiben Sie ein Exposé und schätzen Sie für die Gliederung die Seitenzahlen pro Kapitel. Eine Gliederung ohne Seitenzahlen sagt wenig aus.
  2. Bemühen Sie sich um eine realistische Schätzung der Seitenzahlen. Schwindeln Sie sich nicht an. 
  3. Haben Sie im Hinterkopf, dass Sie in den Wunden der Forschung bohren sollen. Dazu brauchen Sie immer auch ein bestimmtes Seitenvolumen pro Kapitel.
  4. Wenn Sie beim Schreiben des Exposés merken, dass Ihr Thema zu groß ist, sprechen Sie mit Ihrem Betreuer und schränken Sie es ein.
  5. Haben Sie Mut, ein kleines Thema zu wählen. Je enger Sie das Thema fassen, umso eher können Sie wirklich forschen – aber genau darum geht es!

 

Vermutlich fragen Sie sich jetzt, welchen Rat ich der Studentin gegeben habe, die sich letzte Woche an mich gewandt hat. Ganz einfach: Rasch noch die eine oder andere Literatur zusammentragen und einarbeiten. Oberflächliche Kosmetik machen und hoffen, dass die Arbeit trotzdem durchgeht. Mehr kann man in dieser Situation leider nicht machen.

Und vielleicht fragen Sie sich, ob das ganze Dilemma nicht der Betreuer ausgelöst hat. Ja, hat er! Dennoch ist die Diplomandin ein Stück mitverantwortlich. Eigeninitative ist nicht nur im Leben generell, sondern auch im Studium gefragt.

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