Das Floating-Duck-Syndrom im Studium

Manche Studierende tun so, als würden sie ihre Bachelor- oder Masterarbeit mit Leichtigkeit schreiben. In Wahrheit struggeln sie aber, und das hat Folgen – für alle!

Ente. Bezeichnet: Das Floating-Duck-Syndrom. Wenn Studierende Leichtigkeit vermitteln, obwohl sie struggeln

Hast du manchmal das Gefühl, dass andere Studierende ihre Hausarbeit, Bachelorarbeit, Masterarbeit oder sogar Dissertation scheinbar mühelos schreiben – vielleicht sogar in Rekordzeit abschließen? Nur du kämpfst mit deiner Uni- oder FH-Arbeit, weißt nicht, wie du sie anpacken sollst, und schiebst auf.

Uff!  

 

Leichtigkeit versus Anstrengung beim wissenschaftlichen Arbeiten

Tatsächlich gibt es Studierende, denen das wissenschaftliche Arbeiten leichtfällt. Für die meisten ist das Schreiben so einer Arbeit jedoch eine echte Herausforderung – für viele sogar eine große Belastung.

 

Einige kommunizieren allerdings genau das Gegenteil.

 

Der Schein trügt – besonders auf Social Media

Was manche Studierende ihrem Freundeskreis erzählen und/oder auf Instagram, TikTok & Co. posten, vermittelt nach außen den Eindruck von Mühelosigkeit. In Wirklichkeit arbeiten sie jedoch hart, struggeln oft sogar und kämpfen mit Gefühlen der Unsicherheit, mit Selbstzweifeln und Überforderung.

 

Es besteht also ein Widerspruch zwischen dem, was sie kommunizieren, und dem, was sie erleben. Dieses Verhalten wird als „Floating-Duck-Syndrom“ bezeichnet. Genau genommen geht es dabei um Täuschung.

 

Was verbirgt sich hinter dem Floating-Duck-Syndrom?

Das Floating-Duck-Syndrom beschreibt Menschen, die nach außen gelassen und souverän wirken, während sie innerlich hart arbeiten, um mitzuhalten. Ähnlich wie eine Ente, die scheinbar mühelos über das Wasser gleitet, aber unter der Oberfläche kräftig paddelt, versuchen sie, den Eindruck zu erwecken, alles mit Leichtigkeit zu bewältigen.

 

Dies kann sowohl für sie selbst als auch für ihr Umfeld belastende Folgen haben: für sie durch den ständigen Druck, nicht entlarvt zu werden, für die anderen durch unrealistische Erwartungen an Leichtigkeit und Erfolg.

 

Quelle

Die Anregung für diesen Blogartikel stammt von einem Beitrag, der im Herbst 2024 auf der Website des ORF erschienen ist: Wenn Erfolgsdruck lähmt.

Die Folgen des Floating-Duck-Syndroms

Das Floating-Duck-Syndrom kann tiefgreifende psychische Auswirkungen haben. Sie reichen von unterschwelligem Druck und Angst bis zu ernsthaften Erkrankungen wie Panikattacken oder Depressionen.

 

Auf der einen Seite stehen Studierende, die eine perfekte Fassade aufbauen und sich nicht trauen, ihre Anstrengungen oder Gefühle offen zu zeigen. Sie fühlen sich gefangen in dem Zwang, nach außen Leichtigkeit zu vermitteln, obwohl sie innerlich kämpfen und unter enormem Stress stehen.

 

Auf der anderen Seite stehen Studierende, die diese scheinbare Mühelosigkeit beobachten. Sie setzen sich selbst unter Druck, weil sie glauben, mithalten zu müssen – ohne zu sehen, was hinter der Fassade steckt. Im Ergebnis gibt es oft Selbstzweifel, das Gefühl des Ungenügens oder sogar Resignation, denn sie sind davon überzeugt, dass sie die Erwartungen nie erfüllen können.


Ein Teufelskreis entsteht. Die Inszenierung der einen Seite nährt die Selbstzweifel der anderen.

 

Bevor ich an dieser Stelle einen verständnisvollen Blick auf beide Seiten werfe, möchte ich zwei Gedanken mit dir teilen, die von meiner Lektorin Doreen Westphal kamen, als sie diesen Blogartikel Korrektur gelesen hat.

 

Das Floating-Duck-Syndrom betrifft uns alle. Wir zeigen uns nicht immer in aller Offenheit, und das ist völlig in Ordnung. Es kann sogar kontraproduktiv sein, wenn wir uns ständig bzw. überall mit all unseren Nöten zeigen. Wichtig ist, ein Gespür dafür zu entwickeln, wo wir uns öffnen wollen – und wo wir uns besser schützen. Unsere Grenzen dürfen flexibel sein.

Die zwei Seiten: Täuschende und Getäuschte

Du tendierst dazu, Mühelosigkeit zu kommunizieren?

Herz

Wenn du selbst dazu neigst, nach außen hin Leichtigkeit zu zeigen, obwohl es dir innerlich ganz anders geht, möchte ich dir zunächst einmal sagen: Du bist damit nicht allein.

 

Viele Studierende wollen nicht zeigen, wie viel Mühe, Zweifel oder Überforderung hinter ihrer Arbeit steckt. Sie fürchten, als schwach oder unfähig wahrgenommen zu werden – vor allem in einem Umfeld, das Leistung betont und Selbstdisziplin hochhält. 

 

Doch der Versuch, stark zu wirken, hat seinen Preis: Es gibt keine Entlastung! Die Last wird vermutlich sogar noch größer, während du die Fassade aufrechterhältst. Das kostet Kraft – und kann dazu führen, dass du dich auch ein Stück weit innerlich isolierst.

 

Es braucht Entlastung!

Ehrlichkeit ist oft der erste Schritt in Richtung Entlastung. Wenn wir uns offen mitteilen, treffen wir oft auf Menschen, denen es ähnlich oder genauso geht. Wenn wir uns ehrlich mitteilen, vielleicht auch verletzlich zeigen, kann das zu Nähe führen und natürlich zu Entspannung.

Wenn du bislang nach außen Leichtigkeit suggeriert hast, dich aber eigentlich mit deiner wissenschaftlichen Arbeit ganz schön abmühst, lade ich dich ein, zumindest im engeren Freundeskreis von deinen Herausforderungen zu erzählen.

 

Aufklappbox

Du hast Studierende um dich, die Mühelosigkeit suggerieren?

Die „coolen“ Posts dieser Studierenden auf Instagram wirken vermutlich auf dich wie Beweise dafür, dass sie besser oder disziplinierter sind als du.

 

Manch ein Gespräch am Gang deiner Hochschule verstärkt diesen Eindruck noch: Wenn jemand nebenbei erwähnt, in den vergangenen drei Wochen einfach mal die ganze Bachelorarbeit „runtergeschrieben“ zu haben, während du nach einem Monat gerade erst ein Kapitel hast – oder nicht einmal weißt, wie du anfangen sollst. 

 

Solche Aussagen können extrem verunsichern, an deinem Selbstvertrauen nagen und dich glauben lassen, du seist weniger fähig oder diszipliniert als andere. Sie setzen dich unter Druck, erhöhen den inneren Stress und lassen dich im schlimmsten Fall an deinem gesamten Studienweg zweifeln.


Fakt ist: Du weißt nicht, wie es hinter der Fassade der oder des anderen aussieht, und du weißt auch nicht, ob das, was du da hörst, der Wahrheit entspricht! 

 

Social-Media-Posts sind immer nur Momentaufnahmen. Das nächtliche Grübeln oder die Selbstzweifel sind vermutlich vorhanden, bleiben aber hinter verschlossenen Türen. 

 

Das weißt du so und so: Vergleiche sind selten gut. Und der Vergleich mit einer idealisierten Fassade ist besonders unergiebig. 

Aufklappbox

Fazit: Mehr Ehrlichkeit, mehr Verbindung, weniger Druck

Ich finde das Floating-Duck-Syndrom deshalb so spannend, weil es zeigt, wie groß der Unterschied zwischen dem äußeren Schein und dem eigenen inneren Erleben sein kann – auch in Studienbelangen. Letztendlich geht es darum, den eigenen Weg zu finden, und zwar mit allen Umwegen, Pausen und Herausforderungen.

 

Mehr Ehrlichkeit im Umgang mit uns selbst und anderen kann helfen, Druck abzubauen, realistische Erwartungen zu entwickeln und Räume für echte Verbindung und gegenseitige Unterstützung zu schaffen. 

 

 Einer dieser Räume ist übrigens meine Schreibgruppe. Sie ist ein geschützter Rahmen, in dem sich alle mit ihren Fragen, Zweifeln und Erfolgen zeigen können – ohne Druck, dafür mit viel Verständnis, Austausch und gegenseitiger Ermutigung.

 

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Veröffentlicht am 10.6.2025.

 

Abbildungsnachweis: Pixabay, Nennieinszweidrei