Buchtipp: "So lügt man mit Sprache"

Buchcover So lügt man mit Sprache Floskelwolke
© Piper

"Ihr Anliegen ist uns wichtig!"

So lügt man mit Sprache

Von den Machern der Floskelwolke

 

Sebastian Pertsch und Udo Stiehl

 

Erschienen am 1.3.2016 bei Piper.

208 Seiten, kartoniert 

ISBN: 978-3-492-30784-0

Taschenbuch: € 9,99 [D], € 10,30 [A]

E-Book: € 8,99

Eine Rezension von Karin Hoffmann, Inhaberin von Welt der Worte

Mit Sprache lügen oder führen?

Den ersten Ankündigungen zu diesem Buch erlegen, konnte ich es kaum erwarten, es in meinen Händen zu halten. Allein der erste Teil des Buchtitels, „Ihr Anliegen ist uns wichtig“, fing mich sofort ein und trieb meine Fantasie in Richtung Textbausteine mancher Dienstleister voran.

 

Der zweite Teil hingegen, „So lügt man mit Sprache“, machte mich stutzig und ich fragte mich: Was ist eine Lüge? Rundgefragt im Internet, kommen die Quellen zu einer ersten allgemeinen Aussage, die da lautet: das bewusste Behaupten von Dingen, die nicht wahr sind. Aha, man unterstellt demnach eine zumindest unlautere Absicht.

Das kann ja spannend werden! Wer wird wohl als Lügner entlarvt werden?

Worte verführen den Verstand

Auf den ersten Seiten wird klar, dass die beiden Autoren keine Freunde der Werbesprache sind.

Und doch haben sie für ihren Buchtitel recht wirksam die führende Taktik eines Werbetextes genutzt. Lügen sie mich nun an oder bewegen sie mich?

 

Kein Mensch kauft Dinge, die schnöde als „gut und tauglich“ angepriesen werden. Es geht immer darum, ein gutes Gefühl beim Kunden zu wecken. Der Ton macht die Musik, ganz besonders im Verkauf und ganz gleich, ob Politik, Nachrichten oder Dienstleistung.

 

Es geht nicht um Lüge, sondern um Führen durch Sprache. Für Freunde der direkten Sprache auch „Manipulation“ genannt.

Wenn sich der Nebel lichtet

Sebastian Pertsch und Udo Stiehl haben Floskeln, die uns täglich in den analogen und digitalen Medien begegnen, mit Herzblut und Freude an klarer und schnörkelloser Sprache aufgearbeitet. Die Bandbreite reicht von schön klingenden, aber leider inhaltsleeren Worthülsen über Sportler- und Politikergeschwätz bis hin zum Wetter. Auch jüngste politische Entwicklungen werden nicht ausgelassen. Die Autoren taten das gewiss in guter Absicht, dem Buch tut das jedoch nicht gut. Die folgenden Kapitel haben dann auch alle Mühe, die gute Laune wieder anzuschieben.


Zum Teil fiel mir selbst beim Lesen des Buches auf, wie selbstverständlich manche Nebelbombe im täglichen Sprachgebrauch von uns hingenommen und ebenso verbreitet wird. Sei es die heiße Luft aus mancher Wirtschaftsetage oder das unsägliche Denglisch, das uns in den angelsächsischen Sprachgegenden Gelächter und bei deutschen Muttersprachlern Unverständnis einbringt.

Fazit: "So lügt man mit Sprache" darf auf keinem Schreibtisch fehlen

Das Buch ist unterhaltsam geschrieben und liest sich leicht. Über Seiten hinweg liefen mir die Tränen vor Lachen. Kein Wunder, kommen doch die beiden Autoren aus dem Rundfunk und TV und sind im Umgang mit Sprache geübt. Mit Eloquenz und Wortwitz rücken sie verklausulierte Aussagen ausdrucksstark und deutlich in schönen Bildern zurecht.

 

Bei so viel geballtem und vergnüglichem Esprit kann man das Buch dann auch öfter lesen. Zum Nachschlagen und zum Testen eigener Texte sollte es immer griffbereit auf dem Schreibtisch liegen. In meinem Sprachzentrum haben Sebastian Pertsch und Udo Stiehl ganz schön Staub aufgewirbelt und zum Nachdenken angeregt. Dafür ein Danke!

 

Doch hätten wir diese verschleiernden Formulierungen nicht, sähe unsere Welt zum einen ziemlich traurig aus und zum anderen wären wir oft von unseren Mitmenschen einfach nur enttäuscht. Wollen Sie das?

Weiterführende Informationen zum Buch und den Autoren

» Leseprobe auf der Website des Piperverlags

» Website der Floskelwolke

Über die Autorin der Rezension

Karin Hoffmann ist Werbetexterin und seit 2011 Inhaberin von Welt der Worte. Ihr Arbeitsschwerpunkt liegt auf der Erstellung von suchmaschinenfreundlichen, authentischen Onlinetexten für Webseiten kleiner und mittelständischer Unternehmen. Seit zehn Jahren im Onlinemarketing unterwegs, war sie davor 25 Jahre freiberufliche Film-Editorin in Deutschlands großen Fernsehsendern. Ihre langjährigen Erfahrungen aus der Film- und TV-Produktion fließen in Imagetexte für Unternehmensfilme ein.

Foto von Karin Hoffmann

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