Das kann heikel sein: Übersetzung versus Paraphrase

 

Ist eine wörtliche Übersetzung wie ein wörtliches Zitat oder wie eine Paraphrase zu behandeln? Um dieses kniffelige Thema geht es in diesem Blogartikel!  

 

Habe ich einen Fehler gemacht?

In meinem letzten Blogartikel ging es um die Frage "Was ist ein Übersetzungsplagiat?". Dort habe ich die Meinung vertreten, dass eine wörtliche Übersetzung wie ein wörtliches Zitat zu behandeln ist und daher auch als solches gekennzeichnet werden muss, zum Beispiel durch Anführungszeichen oder eine Einrückung.

 

Ein Mitglied meiner Facebook-Gruppe hat mich nun auf diesen Artikel im APA-Blog aufmerksam gemacht. Dort heißt es: "If you translated a passage from one language into another it is considered a paraphrase, not a direct quotation."

Eine wörtliche Übersetzung ist laut APA Style also kein wörtliches Zitat. Aus diesem Grund ist nach diesem Regelwerk eine Kennzeichnung durch Anführungszeichen oder Einrückung nicht notwendig. Es genügt ein präziser Literaturbeleg mit Seitenangabe.

 

Das fand ich erstaunlich und so habe ich in der Folge ein wenig recherchiert ... 

 

Die Gratwanderung zwischen wörtlicher Übersetzung und Paraphrase

Auf der Website des Sprachenzentrums der Universität Osnabrück bin ich fündig geworden. Dort heißt es: 

"Bei einem Übersetzungsplagiat wird ein fremdsprachlicher Text wörtlich übersetzt und ebenfalls nicht als Zitat gekennzeichnet. Da fremdsprachliche Texte fast nie eins zu eins übersetzt werden können, stellen Übersetzungen häufig allerdings auch eine eigene Interpretation dar. Sie sind dann schwieriger von einer Paraphase abzugrenzen. Allerdings gilt immer: Die Originalquelle muss angegeben werden!"

 

Die Problematik liegt im "Eins zu eins". Also: Ist eine Übersetzung eine Eins-zu-eins-Wiedergabe eines Textes oder eine Paraphrase?

In meinen Augen ist eine wörtliche Übersetzung keine Paraphrase. Aber meine Meinung zählt hier nur bedingt.

Daher hier mein Rat

Das Regelwerk, nach dem du in deiner Hausarbeit, Bachelorarbeit, Masterarbeit oder Dissertation zitierst, gibt die Marschroute vor. Schau mal, was dort zum Thema "Umgang mit Übersetzungen" steht. Wenn dein Regelwerk dazu keine Vorgaben macht, würde ich eine wörtliche Übersetzung immer wie ein wörtliches Zitat behandeln (also, das Zitat optisch als solches ausweisen). Wichtig ist dabei, dass du den Ursprungstext möglichst originalgetreu wiedergibst.

 

Und wenn dich das alles stresst, dann verzichtest du am besten auf eine wörtliche Übersetzung und paraphrasierst den Text – und zwar so, dass du den Inhalt wirklich in eigenen Worten referierst.

 

Wer schreibt hier?

Mein Name ist Huberta Weigl. Ich unterstütze vor dem Hintergrund jahrelanger Erfahrung als Lehrende und Wissenschaftlerin Studierende bei ihren FH- und Uni-Arbeiten, und zwar in Coachings, Workshops und Schreibgruppen.

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Verfasst am 23.3.2023.

 

Abbildungsnachweis: Shutterstock.com, Bildnummer 753341422, Cast Of Thousands