Ist es erlaubt, eine Masterarbeit ins Lektorat zu geben?

Vielleicht hast du schon einmal darüber nachgedacht, ob du deine Masterarbeit am Ende lektorieren lassen solltest. Ich weiß, dass sich Studierende manchmal den Kopf darüber zerbrechen, ob das überhaupt erlaubt ist. Die Antwort auf die Frage ist einfach und doch nicht ganz so einfach, zumal ein Lektorat auch notenrelevant sein kann.

 

Grundsätzlich ist es erlaubt, eine Masterarbeit lektorieren zu lassen. Allerdings gibt es dabei wichtige Punkte zu beachten, unter anderem die Grenze zum Ghostwriting. Auf die Notenrelevanz möchte ich zum Schluss gern eingehen.

 

Alles, was ich hier schreibe, kannst du übrigens auch auf deine Hausarbeit, Bachelorarbeit oder Doktorarbeit übertragen.

 

Wo liegt die Grenze zum Ghostwriting?

Im Zuge des Lektorats einer Masterarbeit korrigieren wir in der Schreibwerkstatt Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung. Wir achten auf einheitliche Schreibweisen (inkl. Gendern) und eine einheitliche Zitation.

 

Wir gleichen das Inhaltsverzeichnis mit den Zwischenüberschriften ab und auf Wunsch prüfen wir auch, ob du alle Literaturbelege im Literaturverzeichnis aufgelöst hast. Außerdem polieren wir den Text behutsam sprachlich, damit er sich flüssig liest. Wir sind nicht für den Inhalt verantwortlich.

 

Für den Inhalt deiner Masterarbeit bist du verantwortlich!

Natürlich machen wir dich in Form von Kommentaren darauf aufmerksam, wenn uns etwas widersprüchlich erscheint oder die Gedanken nicht gut geordnet sind.

 

Aber wir sind keine Expertinnen für dein Thema und greifen inhaltlich nicht in den Text ein. Sonst wäre die Grenze zum Ghostwriting überschritten, und das ist für mich als Wissenschaftlerin, Schreibcoach und ehemalige Lehrende einer Universität absolut tabu!

 

Es ist und bleibt dein Text, auch sprachlich!

Wir polieren eine Masterarbeit behutsam sprachlich. Das bedeutet, dass wir da und dort mal einen Satz umstellen oder teilen, ein Wort oder auch einen Satzteil streichen oder im Hinblick auf die Verständlichkeit ergänzen. Wir schreiben aber nicht um. Wir formulieren deine Arbeit nicht neu.

 

Wenn wir eine Anfrage für ein Lektorat erhalten, schauen wir uns die Arbeit immer zunächst sehr genau an. Sollten so viele sprachliche Korrekturen erforderlich sein, dass nahezu jeder Satz umgeschrieben werden müsste, überschreiten wir damit die Grenze zum Ghostwriting – und übernehmen die Arbeit in diesem Fall nicht zum Lektorat (hier findest du übrigens unser gesamtes Leistungsspektrum).

 

Wie ist die Haltung der Hochschulen zum Lektorat?

Ist ein Lektorat legal aus Sicht der Unis und Fachhochschulen?

Ich habe erst ein einziges Mal erlebt, dass ein Institut einer Universität das Lektorat einer Masterarbeit untersagt hat. (Mitbekommen habe ich das, weil ich dort selbst Lehrveranstaltungen zum wissenschaftlichen Arbeiten und Schreiben gehalten habe.) In meinen Augen ist das eine Ausnahme.

 

Die meisten Hochschulen überlassen es den Studierenden, ob sie ihre Abschlussarbeit ins Lektorat geben oder nicht. Manchmal legen Hochschulen ihren Studierenden auch ein Lektorat ans Herz. So werden wir als Schreibwerkstatt immer mal wieder von Lehrenden oder von Zentren für wissenschaftliches Schreiben dafür empfohlen.

 

Mein Rat: Frage nach, ob ein Lektorat einer Masterarbeit erlaubt ist!

Wenn du unsicher bist, ob du deine Masterarbeit (Masterthesis, Diplomarbeit) lektorieren lassen darfst, sprich am besten direkt mit deiner Betreuerin oder deinem Betreuer. Transparenz ist immer der beste Weg. Es ist wichtig, nichts Verbotenes zu tun und offen über die Unterstützung zu sprechen, die du in Anspruch nehmen möchtest.

 

Ist das Lektorat einer Masterarbeit unbedingt notwendig?

Klare Antwort: Nein.

Wenn du sicher in Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung bist und flüssig formulierst, brauchst du kein Lektorat.

 

In diesem Fall kannst du deine Masterarbeit auch einfach von einer Person aus deinem Freundes- oder Familienkreis Korrektur lesen lassen. Voraussetzung ist natürlich, dass diese Person fit in Rechtschreibung und Grammatik ist und ein gutes Sprachgefühl hat.

 

Tipp: Sage deiner Korrekturleserin bzw. deinem Korrekturleser genau, worauf sie bzw. er achten soll. 

 

Okay, und nun ein paar Worte

  • zum Unterschied zwischen einem Korrektorat und einem Lektorat.
  • zum richtigen Zeitpunkt, um ein Angebot einzuholen.
  • zur Dauer eines Lektorats.
  • zu den Kosten.
  • zu deinem Endspurt, also zu den Aufgaben, die du nach dem Lektorat noch erledigen musst.
  • zur Notenrelevanz! 

 

Der Unterschied zwischen einem Korrektorat und einem Lektorat

Bei einem Korrektorat achten wir ausschließlich auf Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung sowie auf einheitliche Schreibweisen und eine einheitliche Zitation. Das ist das kleinere Leistungspaket.

 

Im Lektorat ist ein Korrektorat inkludiert und wir polieren deinen Text auch sprachlich. Ein Lektorat dauert etwas länger und kostet mehr.

 

Wir beraten dich, ob ein Korrektorat genügt oder ob für deine Masterarbeit ein Lektorat sinnvoll wäre, und bieten nur das an, was notwendig ist.

Wann ist der richtige Zeitpunkt, um ein Lektorat für eine Masterarbeit anzufragen?

Aus meiner Sicht ist es sinnvoll, das Lektorat dann anzufragen, also ein Angebot einzuholen, wenn du ziemlich genau abschätzen kannst, wann du mit deiner Masterarbeit fertig sein wirst. Hier benötigen wir die Kalenderwoche.

 

Ich stimme den Termin im Zuge der Angebotserstellung mit dir ab. Sobald du das Angebot angenommen hast, reservieren wir uns die Zeit für dein Schreibprojekt.

 

Und sobald deine Masterarbeit dann bei uns im Lektorat ist, kannst du dich entspannt zurücklehnen – denn dann sind wir dran!

 

Die Dauer des Lektorats

Wir lesen deine Masterarbeit mindestens zweimal sehr sorgfältig (übrigens auch bei einem Korrektorat). Das bedeutet, dass in das Lektorat einer Masterarbeit schnell auch mal fünfzig Arbeitsstunden fließen. Abhängig davon, was bei uns sonst noch los ist, solltest du für das Lektorat deiner Masterarbeit daher zwei Wochen einplanen.

 

Ein 24-Stunden-Lektorat bieten wir nicht an. Meine Lektorinnen und ich wüssten nicht, wie das zu schaffen wäre. Ein Express-Lektorat, bei dem wir mal die eine oder andere Nachtschicht einlegen oder auch am Wochenende arbeiten, können wir manchmal gegen Aufschlag anbieten, wenn der Hut brennt und meine Lektorinnen Zeit haben.

 

Was kostet das Lektorat einer Masterarbeit?

Für das Lektorat einer achtzigseitigen Masterarbeit solltest du bei uns mit etwa 1.300 Euro inkl. USt. rechnen, vielleicht etwas weniger, vielleicht etwas mehr.

 

Abhängig davon, ob du schon Erfahrung mit einem Lektorat hast, denkst du dir jetzt möglicherweise: „Puh, das ist aber teuer!“ Ob wir (auch ich) etwas als teuer oder günstig einschätzen, hängt von verschiedenen Faktoren ab.

 

Auf jeden Fall solltest du im Auge behalten, dass ein Lektorat einer Masterarbeit ein Wissenschaftslektorat ist, und das ist eine anspruchsvolle Aufgabe.

 

Ein Lektorat hat auch nichts mit „Durchlesen“ zu tun. Meine Lektorinnen prüfen jeden Satz, und das braucht Zeit. Ein qualitätvolles Wissenschaftslektorat hat immer seinen Preis, aber eben auch seinen Wert. 

 

Dein Endspurt

Du bekommst von uns eine Datei, in der du alle Korrekturen siehst. Arbeite bitte mit der Datei weiter. Du kannst mit einem Klick alle Korrekturen annehmen, nur bei den Kommentaren bist du noch mal gefragt. Auch die Formatierung, insbesondere den Seitenumbruch und die Seitenzahlen solltest du nochmals prüfen.

 

Abhängig vom Korrekturumfang solltest du dir zehn bis fünfzehn Stunden frei halten, um deine Masterarbeit wirklich abgabefertig zu machen. Wenn im Zuge des Einarbeitens der Korrekturen Fragen auftauchen, sind wir gern für dich da.

 

Abschließend ein paar persönliche Gedanken

Notenrelevanz, Kosten und Gerechtigkeit

Wie du vielleicht weißt, habe ich lange am Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien als Assistentin gearbeitet.

 

Ich habe also wirklich zahlreiche Lehrveranstaltungen gehalten und natürlich auch Uni-Arbeiten benotet. An dem Institut wurde und wird Wert auf die sprachliche Seite der studentischen Arbeiten gelegt, die daher auch notenrelevant ist.

Eine Arbeit, die weitgehend ohne Rechtschreib- und Grammatikfehler ist und sich flüssig liest, wird auch besser benotet.

 

Und an dem Punkt bin ich eben etwas hin- und hergerissen. Warum?

 

Weil die Notenrelevanz natürlich bedeutet, dass jemand mit einem Umfeld, das seine Arbeit Korrektur liest, oder jemand mit den finanziellen Möglichkeiten, die Masterarbeit lektorieren zu lassen, auch leichter die Chance auf eine bessere Note hat.

 

Eine gewisse Ungerechtigkeit ist hier schon dabei, finde ich.

Was denkst du? Wenn du Lust hast, hinterlasse gern einen Kommentar unter dem Blogartikel.

 

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Veröffentlicht am 12.10.2024

Abbildungsnachweis: Bild oben und die beiden Bildausschnitte: Shutterstock.com, Stock Photo ID: 1913819371, Yuganov Konstantin. Bild Huberta Weigl: andrea sojka fotografie

 

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