Du hast deiner Betreuerin oder deinem Betreuer ein E-Mail geschickt. Vielleicht mit deinem Exposé, vielleicht mit einer wichtigen Frage und dann passiert … nichts. Gar nichts. Dieses Warten kann unglaublich verunsichern. Gleichzeitig erlebe ich es in meiner Schreibgruppe immer wieder, dass Studierende viel zu lange abwarten – oft aus Rücksicht, manchmal aus Unsicherheit. Dabei geht es um deine Hausarbeit, Bachelorarbeit, Masterarbeit oder Dissertation und um dein Vorankommen.
In diesem Artikel erfährst du, was du tun kannst, wenn deine Betreuung nicht antwortet, und wie du aktiv und gut für dich sorgst.
Was ist eine normale Antwortzeit auf ein E-Mail an Hochschulen?
Wenn keine Abwesenheitsnotiz kommt, ist eine Woche eine realistische Zeitspanne. Wenn danach noch nichts da ist, schick bitte ein zweites E-Mail. Und wenn du auf dieses nach zwei bis drei Werktagen ebenfalls keine Rückmeldung bekommst: Ruf an.
Ja, viele Studierende scheuen diesen Schritt. Aber ein kurzer Anruf bedeutet nicht, dass du lästig bist. Im Gegenteil: Du setzt dich für dich und dein Schreibprojekt ein und das ist Selbstfürsorge im Studium.
Wenn Anrufen schwerfällt: kleine Schritte, große Wirkung
Vor allem Studierende, die in irgendeiner Form belastet sind oder mit Selbstzweifeln kämpfen, tun sich schwer, bei einer Betreuungsperson anzurufen. Vielleicht geht es dir auch so. Versuch es trotzdem.
Ein Anruf ist oft viel schneller erledigt, als du denkst, und klärt Dinge, die sich per E-Mail über Tage ziehen könnten.
Wenn deine Betreuung fix angestellt ist, gibt es fast immer ein Sekretariat. Dort kannst du nachfragen, ob deine Betreuung vielleicht auf Urlaub oder krank ist. Gerade wenn sie keine Abwesenheitsnotiz eingerichtet hat, bringt das schnell Klarheit.
Zwei Wochen oder mehr ohne Antwort sind zu lang. Du hast ein Recht auf planbares Feedback – und auf Fortschritt.
Warum die Antwort deiner Betreuung so wichtig ist
Es geht nicht darum, irgendwann deine wissenschaftliche Arbeit abzugeben, sondern das Ganze ernst zu nehmen. Für viele Studierende hängt vom Abschluss des Studiums allerhand ab: ein neuer Job, ein höheres Einkommen, berufliche Sicherheit oder das Gefühl, endlich einen langen Weg abzuschließen.
Jede Verzögerung von mehreren Wochen wirft dich zurück. Und das ist nicht gut. Darum lade ich dich ein, ins Handeln zu kommen, auch wenn es dir schwerfällt.
Persönliche Gespräche helfen dir weiter
Ich bin (auch vor dem Hintergrund von zehn Jahren Arbeit an der Universität Wien) ein großer Fan von Sprechstunden. Ein Gespräch bringt oft mehr als zehn E-Mails. Man reagiert aufeinander, Fragen klären sich, neue Ideen entstehen – und du bekommst ein Gefühl dafür, ob du in die richtige Richtung arbeitest.
Manchmal musst du dich für Sprechstunden anmelden, manchmal kannst du einfach hingehen. Viele finden mittlerweile online statt. Egal wie: Nutze diese Möglichkeit. Sie bringt dich schneller voran als jedes lange Warten, ob sich in deinem Posteingang etwas tut.
Wie viele Betreuungsgespräche sind üblich?
Das variiert stark von Hochschule zu Hochschule, aber sinnvoll ist mindestens Folgendes:
- ein Gespräch zur Themenfindung
- ein Gespräch zur Genehmigung des Exposés
- ein Termin zwischendurch für wichtige Zwischenschritte
- ein kurzes Gespräch vor der Abgabe
Und wenn du empirisch arbeitest – quantitativ oder qualitativ – ist ein Gespräch vor Beginn deiner Datenerhebung unverzichtbar. Dein Fragebogen oder Leitfaden sollte unbedingt abgesprochen sein, bevor du startest.
Was passiert in den Semesterferien und in den Sommerferien?
Viele Studierende fragen sich: Sind Professorinnen und Professoren im Sommer überhaupt da? Und Assistentinnen und Assistenten?
Die Antwort lautet meistens: ja, aber nicht unbedingt im Büro.
In der lehrfreien Zeit nutzen viele die Wochen nicht nur für Urlaub, sondern vor allem auch für Forschung, Reisen oder zum konzentrierten Arbeiten von zu Hause aus. Es gibt oft keine Präsenzpflicht an Hochschulen. Komplett mehrere Wochen weg sind Lehrende in der Regel nicht.
Darum: Kläre unbedingt vor den Ferien, wie deine Betreuung erreichbar ist. Auch eine einzelne Feriensprechstunde kann viel bewirken.
Selbstfürsorge bedeutet auch für dich selbst einzustehen
In meiner Schreibgruppe spielt Selbstfürsorge eine große Rolle. Und dazu gehört, deine Bedürfnisse ernst zu nehmen. Es geht nicht darum, eine Haltung wie „Ich habe ein Recht darauf und fordere das ein“ zu entwickeln – das wäre der eine Pol. Der andere Pol wäre: „Ich fürchte mich, also melde ich mich gar nicht.“
Zwischen diesen beiden Polen liegt der gute, gesunde Weg: Du meldest dich, wenn du etwas brauchst. Du fragst nach. Du bleibst dran. Einfach weil dein Studium wichtig ist und du gut vorankommen möchtest.
Wenn deine Betreuung abtaucht
Sollte deine Betreuung wieder einmal nicht antworten, erinnere dich daran:
- Du darfst dich melden.
- Du darfst nachfragen.
- Du darfst anrufen.
Das ist völlig okay! Das ist gut.
Fazit: Wenn deine Betreuung nicht antwortet, darfst du nachhaken
Deine Betreuung reagiert nicht auf dein E-Mail – all ist keine Situation, die du aussitzen musst. Melde dich nach einer Woche erneut. Kommt dann wieder keine Antwort, ruf nach zwei bis drei weiteren Tagen an (allenfalls auch im Sekretariat). Nutze Sprechstunden und kläre Ferienzeiten frühzeitig. All das ist nicht aufdringlich, sondern ein wichtiger Teil deiner Selbstfürsorge und deines Studienerfolgs.
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Veröffentlicht am 17.11.2025.
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