Die Schreibwerkstatt ist 1 Jahr alt!

schreibwerkstatt, wien

Genau vor einem Jahr, am 23. Jänner 2012, habe ich die Schreibwerkstatt ins Handelsregister eintragen lassen. Seit einem Jahr gibt es die Schreibwerkstatt nun als Unternehmen – Anlass, einmal nicht in die Zukunft, sondern in die Vergangenheit zu blicken, um Ihnen einerseits ein bisschen einen Einblick in die Schreibwerkstatt zu geben und andererseits Gründungswilligen Mut zu machen.

Gleich vorweg: Als ich 2007 begonnen habe, als Schreibcoach zu arbeiten – das Angebot war klein, die Website eher unansehnlich – hätte ich nie gedacht, dass ich einmal eine eigene Firma gründen würde. Ich hatte das damals gar nicht im Auge. Nach 10 Jahren als Assistentin an der Uni wollte ich einfach nur einmal frei sein.  

Irgendwann kommt aber der Punkt, an dem man sich fragt, wohin das Ganze führt und vor allem wie man seine Existenz sichert. An diesem Punkt bin ich im Sommer 2011 gestanden. Eine Entscheidung war fällig! Zurück in eine Festanstellung oder selbständig bleiben? Ich habe mich für die Selbständigkeit entschieden und beschlossen, das, was bislang nur einer von mehreren Schauplätzen war, nämlich die Schreibwerkstatt, auf vernünftige Beine zu stellen.

u:start – Das Gründungsprogramm der Universität Wien

Wie es der Zufall wollte, bin ich dann genau im Sommer 2011 auf u:start gestoßen – ein Programm des Alumniverbands der Universität Wien, das Akademiker auf dem Weg in die Selbständigkeit unterstützt. Obwohl das Programm, das Maria Steindl-Köck mit viel Ausdauer und Geduld betreut, gerade begonnen hatte, konnte ich noch mitmachen. Rückblickend muss ich sagen: Ein echter Glücksfall!

Ein Jahr lang, bis zum Sommer 2012, habe ich mit anderen Gründungswilligen die Schulbank gedrückt und viel unternehmerisches Wissen mit auf den Weg bekommen (in mancher Hinsicht war es eine Auffrischung meines Wissens aus Studienzeiten an der Wirtschaftsuniversität, gleichzeitig musste ich auch feststellen, was man im Rahmen eines BWL-Studiums alles nicht lernt ...).

Parallel zu den Kursen hatte ich eine Mentorin, mit der ich mich austauschen und am Unternehmenskonzept feilen konnte. Diese Mentorin war Katia Iacono, eine sehr patente und nette Übersetzerin und Dolmetscherin, mit der mich inzwischen eine Freundschaft verbindet und die mittlerweile auch zum Team der Schreibwerkstatt gehört.

Kunden treffe ich jetzt nicht mehr im Kaffeehaus

mingo, büro

Kaum war u:start im Juni 2012 zu Ende, ist mir ein Büro begegnet: Mingo, die Start-up-Initiative der Stadt Wien war gerade dabei, im 3. Bezirk in Wien, meinem Wohnbezirk (!), einen weiteren Büro-Standort für Gründer einzurichten – und es waren noch Räume in der Bürogemeinschaft frei!

Obwohl ich zu diesem Zeitpunkt eigentlich noch nicht an ein Büro gedacht hatte (trotz der Förderung der Stadt Wien kostet ja letztendlich auch ein Mingo-Büro Geld), habe ich zugeschlagen und verfüge nun also seit 1. September 2012 über ein richtig schönes Büro im Media Quarter Marx.

Kunden treffe ich jetzt nicht mehr im Kaffeehaus (was durchaus auch seinen Reiz hatte), und da es im Media Quarter Marx einen tollen Seminarraum gibt, muss ich für Workshops nicht mehr extra einen Raum anmieten.

Außerdem habe ich rasch gemerkt, wie viele Vorteile es hat, wenn man Wohnen bzw. die Privatsphäre und Arbeit wieder trennt. Und schließlich bin ich in der Bürogemeinschaft nicht allein. Ich habe zwar mein eigenes Büro, bin aber umgeben von anderen Unternehmerinnen und Unternehmern, mit denen es natürlich Austausch gibt. Abgesehen davon ist es natürlich immer eine schöne Sache, wenn man den Kaffee am Nachmittag in Gesellschaft trinkt.  :)

Viel Arbeit, die Freude macht & ständig neue Herausforderungen

Die Entscheidung für den Weg in die Selbständigkeit und gegen eine Fixanstellung war bzw. ist für mich absolut richtig. Ich war immer schon eine Viel- und Gerne-Arbeiterin, und ich mag die inhaltlichen und zeitlichen Gestaltungsfreiheiten, die das selbständige Arbeiten mit sich bringt. Diese Freiheiten wiegen für mich die negativen Seiten und Unsicherheiten auf, die es natürlich auch zur Genüge gibt.  

In der kurzen Zeit, in der die Schreibwerkstatt nun besteht, ist das Angebot gewachsen und vielfältiger geworden. Die einzelnen Bereiche ergänzen einander und die Resonanz meiner Kundinnen und Kunden ist gut. Ich bin weiterhin eine Einpersonenunternehmerin, also eine One-Woman-Show, aber ich habe inzwischen ein tolles Team, mit dem ich projektweise zusammenarbeite und auf das ich mich hundertprozentig verlassen kann. Das sind die positiven Dinge. Aber bekanntlich hat jede Medaille zwei Seiten ... 

Die Balance halten

Vor Weihnachten ist mir eine Bewerbung ins Postkastl geflattert, die an die "Personalabteilung der Schreibwerkstatt" adressiert war. Ich muss sagen, ich war ganz gerührt! Gleichzeitig hat mir das Schreiben drastisch vor Augen geführt, was das selbständige Arbeiten zu einer so großen Herausforderung macht und was man zu Beginn leicht unterschätzt: die Tatsache, dass man für so viele Aufgaben eben auch selbst zuständig ist.

Ja, ich bin wirklich die Personalabteilung, die Marketingabteilung, die PR-Abteilung, die Buchhaltungsabteilung, die Abteilung für Qualitätssicherung etc., etc., etc. Ich bin  mein eigenes Sekretariat, verantwortlich für die Website und den Social-Media-Auftritt der Schreibwerkstatt. Und wenn ich mich um etwas nicht kümmere, dann passiert es eben auch nicht. Das alles kann ganz schön schlauchen! Umso wichtiger ist es, auf die eigene Balance zu achten.

Für mich bedeutet das, dass ich zum Beispiel darauf achten muss, mir Zeit für Familie, Freunde und Sport freizuhalten, dass ich mir aber auch Zeit für die Arbeit an eigenen Projekten reserviere. Die eigenen Projekte sind aktuell die Social-Media-Werkstatt, die noch ganz junge Schwester der Schreibwerkstatt, und die damit verbundene Social-Media-Manager-Ausbildung (die noch bis Juni läuft) sowie mein Buchprojekt über den Barockbaumeister Jakob Prandtauer (das erst im Sommer wieder so richtig an die Reihe kommt). Ich habe zu Weihnachten festgestellt, wenn ich mir dafür keine Zeit reserviere, werde ich unzufrieden und laufe unrund. 

Was ist wichtig? 5 Erkenntnisse nach einem Jahr als Unternehmerin

  • Offen für Neues sein. Viele Dinge in meinem ersten Jahr als Unternehmerin waren nicht geplant, haben sich aber letztendlich als sehr positiv für die Entwicklung der Schreibwerkstatt herausgestellt (Büro, Zusammenarbeit mit einem Team).
  • Auf das Bauchgefühl achten. Manchmal möchte mein Kopf etwas, das bei genauem Hinsehen gar nicht so sinnvoll ist. Oder andere Menschen meinen, ich sollte doch unbedingt dies oder das machen. In solchen Augenblicken ist es gut, wenn ich das Tagesgeschäft einmal unterbreche und hinspüre, was der Bauch sagt. Ich habe festgestellt, dass ich damit sehr gut fahre. Das Bauchgefühl ist ein guter Berater und er kostet nicht einmal etwas.
  • Nach links und rechts schauen und von anderen lernen, aber nicht permanent vergleichen. Wer ein Unternehmen gründet, saugt zunächst einmal alles wie ein Schwamm auf. So ist es mir zumindest ergangen. Man beobachtet, schaut, was andere tun (auch die Konkurrenz), und unweigerlich kommt man ins Vergleichen. Ich habe gemerkt, dass es wichtig ist, immer wieder zu sich selbst zurückzukehren, ganz den eigenen Weg zu gehen. Søren Aabye Kierkegaard hat es auf den Punkt gebracht, wenn er schreibt: "Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit."
  • Für Freiräume sorgen. Für jeden Menschen sind Freiräume etwas anderes. Aber ohne Freiräume entsteht Unzufriedenheit und / oder die Leistungsfähigkeit lässt nach. Eine Gefahr, die ich bei Jungunternehmern besonders sehe. Schließlich sind wir alle begeistert, wollen durchstarten und es geht um die Existenz. Ich habe mir zu Jahresbeginn Zeiten für meine langfristigen Projekte im Kalender eingetragen, und die verteidige ich inzwischen wie eine Löwin. Interessanterweise haben meine Kundinnen und Kunden, wie sich in diesen Tagen zeigt, durchaus Verständnis, wenn ich ihnen sage, weshalb ich mich zum Beispiel im Februar für zwei Wochen ausklinke, also für sie nicht verfügbar bin, obwohl ich nicht verreise.
  • Authentisch bleiben. Kundinnen und Kunden spüren und schätzen es, wenn man keine Fassade um sich herum aufbaut, sondern auch als Unternehmerin ein Mensch mit Herz und Blut bleibt. Wer authentisch und bei sich bleibt, sich nicht verdreht, spart auch (Lebens-)Energie und hat mehr Freude mit der Arbeit! Auch das ist in den letzten Monaten sehr deutlich geworden.  

 

         
    Links & Buchtipps für Selbständige     
    EPU-Workshops der WKO    
    Svenja Hofert: Survival-Guide für Selbständige (Linde Verlag)    
    Svenja Hofert: Das Slow-Grow-Prinzip (Gabal Verlag)    
    Barbara Kettl-Römer: Wege zum Kunden. Akquise für Existenzgründer, Freelancer und Kleinunternehmer (Linde Verlag)    
         

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Alle übrigen Bilder: Huberta Weigl