Interview mit der Ghostwriterin Daniela Pucher

Viele Bücher, vor allem Ratgeber, werden von einem Ghostwriter geschrieben. Ghostwriter sind Texter, die, so könnte man meinen, ausschließlich im Hintergrund arbeiten. Dass das keinesfalls so sein muss, zeigt das folgende Interview mit Daniela Pucher, Ghostwriter in Wien. 

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Daniela, nachdem wir schon einige Zeit im Web vernetzt sind, haben wir uns jetzt endlich auch einmal persönlich kennengelernt. Ich freue mich, dass du bereit warst, dieses Interview zu geben.

Du arbeitest als Schreibcoach und Texterin, bist aber auch als Ghostwriter tätig. Wie bist du zu diesem Beruf gekommen und welche Texte schreibst du als „Geist“?
 

Dieser Beruf ist mir sozusagen zugeflogen. Sehr liebe Kunden von mir wurden von einem Verlag angesprochen, ein Buch zu schreiben. Meine Kunden sagten „Ja, aber nur, wenn Daniela uns hilft. Wir haben keine Erfahrung im Buchschreiben“. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt schon drei eigene Bücher geschrieben, und so kam ich zu dieser Aufgabe. Ein Glück, denn ich liebe diesen Job wirklich sehr!

Wie stehst du zu akademischem Ghostwriting?

Das biete ich nicht an, aus moralischen Gründen. Ehre, wem Ehre gebührt – und um Akademiker zu werden, muss man auch wissenschaftlich schreiben können. So sehe ich das. Daher lehne ich solche Anfragen von vornherein ab.

Du hast eben als Ghostwriter das Buch von Göran Askeljung „BrainRead. Effizienter lesen – mehr behalten. Lesen wie die Schweden“ geschrieben. In der Regel ist es ja so, dass ein Ghostwriter nicht in Erscheinung tritt. Warum ist das hier anders?

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In diesem Fall steht mein Name am Titelinnenblatt. Da da steht ganz schlicht „gemeinsam mit Daniela Pucher“. Aus meiner Sicht ist Ghostwriting eine sehr sinnvolle Sache: Jemand hat etwas Interessantes zu sagen und ich weiß, wie man Bücher schreibt – und gemeinsam arbeiten wir am Produkt „Buch“.

Wenn ein Haus gebaut wird, arbeiten ja auch verschiedene Spezialisten zusammen, jeder trägt das bei, was er am besten kann. So ist es auch beim Ghostwriting. So gut wie alle meine Kunden sehen das genauso. Und wenn ich als Ghostwriter genannt werde, kann ich auch Werbung für das Buch machen – das kommt meinen Kunden ja auch zugute. Natürlich gibt es manchmal auch Gründe, dass ich verdeckt bleibe, und das respektiere ich auch. In jedem Fall wird das vorher schriftlich vereinbart. Bei Göran Askeljung, dem Autor von BrainRead, haben wir uns auf die Offenlegung geeinigt. 

Wie läuft ein Ghostwriting ab?

Typischerweise kommt jemand mit einer Idee zu mir. Im ersten Schritt konkretisieren wir diese Idee und prüfen, inwieweit sie markttauglich ist. Wir schreiben das Exposé für den Verlag, meist auch ein Probekapitel – und dann suchen wir einen Verlag. Das mache entweder ich oder der Kunde oder wir beide gemeinsam.

Um das Manuskript zu schreiben, brauche ich das entsprechende Wissen, und das bekomme ich von meinem Kunden in unterschiedlicher Form. Bei Ghostwriting ist es immer das Wissen des Kunden, nicht meines, das verwertet wird, darauf lege ich viel Wert! Würde ich mein eigenes Wissen dazutun, müsste ich auch als Autorin genannt werden.

Bei BrainRead habe ich das Seminar von Göran Askeljung besucht, ich habe alle Skripten, Studienauszüge und Fachartikel bekommen, mit denen Göran arbeitet bzw. die er bereits geschrieben hat. Bei anderen Kunden mache ich kapitelweise Interviews, das ist sehr oft die effizienteste Weise. Dann schicke ich dem Kunden bzw. Autor eine Erstfassung des Manuskripts. Anschließend wird gefeilt und geschliffen und poliert, bis das Manuskript verlagsfertig ist und abgeschickt werden kann.

 

Als Ghostwriter bin ich übrigens auch für den Verlag eine wichtige Kontaktstelle, vom Manuskript über Klappen-, Vorschau-, Buchrückentext bis hin zum Endlektorat und der Freigabe der Fahne. Wenn es der Kunde wünscht, übernehme ich zusammen mit dem Verlag auch die Vermarktung des Buchs. 

>> Website von Daniela Pucher
>> Göran Askeljung: BrainRead. Effizienter lesen – mehr behalten. Lesen wie die Schweden