Wie viele wörtliche Zitate darf ich in meiner Masterarbeit verwenden?

Blaues Feld bezeichnet: Wörtliche Zitate. Wie viele Zitate darf ich machen?

Eine Frage, die in meinen Online-Coachings meist dann auftaucht, wenn wir uns gemeinsam einzelne Passagen einer Masterarbeit oder auch Hausarbeit bzw. Bachelorarbeit anschauen, ist die nach der Zahl der wörtlichen bzw. direkten Zitate. Manchmal wird nämlich klar, dass auf jeder oder jeder zweiten Seite ein wörtliches Zitat gemacht wurde. Und das ist zu viel!

Das Wichtigste zuerst: Deine Leser/-innen möchten dich lesen!

Deine Leserinnen und Leser möchten keine Bachelorarbeit oder Masterarbeit lesen, die aus fremden Texten zusammengeschustert wurde. Sie sind an dem, was du zu sagen hast, interessiert. Also, auch wenn du dich über weite Strecken auf fremdes Wissen beziehst, möchten sie deine Worte lesen.

 

Wie gehst du mit wörtlichen Zitaten um? Setzt du sie sparsam ein oder ist deine Bachelorarbeit oder Masterarbeit gespickt damit?

Die Gründe für den Einsatz von zu vielen wörtlichen Zitaten

Falls du ziemlich viele wörtliche Zitate machst, könnte das folgende Gründe haben:

  • Du findest, dass das, was du liest, einfach so gut formuliert ist, dass du es nicht besser ausdrücken könntest.
  • Du bist dir unsicher, wie du mit der Literatur umgehen sollst, vor allem hast du wenig Übung im Paraphrasieren, also im sinngemäßen bzw. indirekten Zitieren.
  • Du hast noch wenig Erfahrung im wissenschaftlichen Arbeiten oder Schreiben. 

Wann du wörtliche Zitate verwenden solltest

Wenn du einige wenige Male in deiner Hausarbeit, Bachelorarbeit oder Masterarbeit ein wörtliches Zitate machst und auch begründen kannst, warum, bist du auf dem richtigen Weg.

 

Es ist schwer, dir an dieser Stelle genaue Zahlen zu nennen, aber zwei, drei wörtliche Zitate in einer Hausarbeit mit zehn Seiten sind okay, acht oder mehr dagegen zu viel. Vermutlich versteckst du dich dann hinter den Worten der Literatur.   

 

Ein wörtliches Zitat ist vor allem dann sinnvoll, wenn

  • ein Sachverhalt in der Literatur extrem pointiert formuliert wurde.
  • es wichtig ist, dass die Leserinnen und Leser deiner Arbeit exakt die Worte der Autorin bzw. des Autors vor Augen haben, auf die du dich stützt.

Und natürlich ist wörtliches Zitieren immer dann sinnvoll, wenn es um Zitate aus Quellen geht. Wenn du also zum Beispiel Publizistik studierst und Zeitungsberichte auswertest, wirst du dort, wo es für das Textverständnis zielführend ist, ausgewählte Passagen im originalen Wortlaut wiedergeben. Oder wenn du Geschichte studierst und mittelalterliche Rechnungen auswertest, wirst du die natürlich immer wieder mal wörtlich zitieren. 

"Aber ich kann das nicht besser ausdrücken als die Literatur!"

Mein Rat: Klammere dich nicht an die Worte fremder Autorinnen und Autoren, egal, wie gut sie nun formulieren oder nicht. Wie gesagt: Die Leserinnen und Leser deiner Arbeit sind an deinen Gedanken und Worten interessiert. 

 

Lies die Literatur, setze dich gedanklich mit ihr auseinander und dann schreibe. Um diesen Prozess, der mit dem Loslassen der fremden Worte einhergeht, zu vereinfachen, kannst du auch einfach mal nach dem Lesen aufstehen und umhergehen.

 

Also, lies etwas, steh auf oder atme zumindest einmal tief durch, lass dir das, was du gelesen hast, durch den Kopf gehen und dann setze dich wieder an den PC und bring genau das, was du sagen möchtest, zu Papier. Auf diese Weise bleibst du gedanklich beim Inhalt der Literatur, findest aber deine eigenen Worte.

Sei geduldig: Das sinngemäße Zitieren will geübt werden!

Wissenschaftliches Arbeiten und Schreiben kann ganz schön fordernd sein. Du musst nämlich die Literatur zu deinem Thema lesen, sie gedanklich verarbeiten und deine Überlegungen dann zu Papier bringen. Das ist ein hochkomplexer Prozess, der erst einmal geübt werden muss. Wie intensiv das im Studium geschieht, hängt sehr von der Universität oder der Fachhochschule ab. Im besten Fall hast du, bevor du deine Bachelorarbeit schreibst, schon mehrere Seminararbeiten oder Hausarbeiten verfasst und den Umgang mit der Literatur geübt. Wenn das bei dir im Studium nicht der Fall war, sei bitte geduldig mit dir und übe. 

So bekommst du mehr Routine im indirekten Zitieren

Um mehr Routine im sinngemäßen Zitieren bzw. Paraphrasieren zu bekommen, könntest du zum Beispiel einmal einen Artikel aus einer Tageszeitung nehmen, ihn lesen, ihn dann weglegen und zusammenfassen. Oder du machst dasselbe mit einem wissenschaftlichen Artikel aus einer Fachzeitschrift. Das Gelesene immer mal wieder kurz in eigenen Worten zusammenzufassen ist eine gute Übung.

 

Also, sei freundlich mit dir selbst. Niemand wird mit Zitierkenntnissen geboren, aber jede/-r kann das richtige Zitieren und das Paraphrasieren lernen. 

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