"Ich habe keinen Seitenbeleg bei indirekten Zitaten gemacht. Was soll ich tun?"
Julia hat mir verzweifelt geschrieben, weil sie kurz vor der Abgabe ihrer Masterarbeit einen Fehler entdeckt hat. Sie schreibt:
"Ich hab meine Masterarbeit bereits fertig und bin kurz vor meiner Abgabe draufgekommen, dass vielleicht meine Zitierweise im Havardstil falsch ist. Ist es in Ordnung, wenn ich nur Autor plus Erscheinungsjahr im Fließtext angebe? Und Seitenzahl nur bei direkten Zitaten? Auf meiner Uni weiß es keiner. Hab schon durchtelefoniert. Ich bin so verzweifelt."
Die Verzweiflung kann ich nachvollziehen. Als ich die Frage in meiner Rubrik Frag Huberta! gelesen habe, ist die Hektik sogar auf mich übergesprungen. So habe ich zuerst gedacht, du hättest deine Masterarbeit schon abgegeben, liebe Julia! Aber du stehst unmittelbar vor der Abgabe.
Also, hier meine Antwort. Ich hoffe, sie hilft dir weiter!
Wann du Seitenzahlen angeben musst und wann nicht
Den meisten Regelwerken zufolge musst du immer dann einen Beleg mit Seitenangabe machen, wenn du dich auf eine bestimmte Seite oder auch mehrere bestimmte Seiten beziehst. Und dabei spielt es keine Rolle, ob es sich nun um ein direktes oder ein indirektes Zitat handelt.
Das ist auch bei der Harvard-Zitierweise so. Ein Beleg enthält den Nachnamen der Autorin bzw. des Autors, das Erscheinungsjahr und die Seitenzahl(en). Die Seitenangabe entfällt nur, wenn du dich auf die Publikation als Ganzes beziehst. Also, wenn du die gesamte selbstständige oder unselbstständige Publikation meinst, dann ist kein Seitenbeleg notwendig.
Warum Seitenangaben wichtig sind
In der Wissenschaft gilt das Prinzip der Nachprüfbarkeit bzw. Nachvollziehbarkeit. Wenn ich eine Bachelorarbeit, Masterarbeit oder Dissertation zur Hand nehme, einen Gedanken lese und mir dann den Beleg dazu anschaue, möchte ich genau wissen, auf welcher Seite bzw. auf welchen Seiten ich in der angeführten Publikation das finde, was ich da lese. Ich möchte in der Literatur nicht lange blättern, sondern sofort die relevante Stelle finden. Also, darum geht es bei den Seitenangaben.
Was ich dir in Sachen fehlende Seitenbelege raten würde
Nun weiß ich nicht, wie knapp du vor der Abgabe deiner Masterarbeit stehst. Jedenfalls empfehle ich dir, die Seitenzahlen nachzutragen. Das ist allerhand Arbeit und ich hoffe sehr, dass sich das für dich noch ausgeht. Falls nicht, würde ich die Betreuerin bzw. den Betreuer anrufen und ihm bzw. ihr von dem Fehler berichten. Im besten Fall bekommst du noch ein wenig Aufschub.
Und was tun, wenn man auf so einen Fehler erst nach der Abgabe draufkommt?
Kurz nach der Abgabe festzustellen, dass man durchgängig falsch zitiert hat, ist ein echter Mist. Auch in diesem Fall würde ich dazu raten, die Betreuerin bzw. den Betreuer zu kontaktieren und ihr bzw. ihm zu erzählen, was gerade klar geworden ist.
Und dann gilt es, tief durchzuatmen und abzuwarten. Oft gibt es einen Plan B. Und fehlende Seitenangaben sind natürlich notenrelevant, aber in meinen Augen ist damit keineswegs die gesamte Masterarbeit negativ oder gar ein Plagiat, zumal es sich ja um einen offensichtlichen Fehler handelt, der sich durch den gesamten Text zieht. Das letzte Wort spricht da aber sicher die Betreuerin bzw. der Betreuer.
Veröffentlicht am 29.4.2023.
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