So vermeidest du Redundanzen in deiner Gliederung

Tipps, wenn du dich beim Aufbau deiner Uni-Arbeit gerade im Kreis drehst und das Gefühl hast, Dinge doppelt zu sagen

Bild von zwei Äpfeln - bezeichnet: Tipps für deine Gliederung. So vermeidest du Redunanzen

Anhand eines fiktiven Beispiels mit Äpfeln möchte ich dir in diesem Blogartikel ein paar Inputs zum Aufbau deiner Hausarbeit, Bachelorarbeit, Masterarbeit oder Dissertation geben. Es geht um die Frage, wie du Doppler bzw. Redundanzen in deiner Gliederung vermeidest.

Das heißt also: Kommst du besser vom Allgemeinen auf das Besondere zu sprechen oder umgekehrt (Deduktion versus Induktion)? Dabei beziehe ich mich auf rein literaturgestützte Arbeiten, bei denen keine Daten erhoben werden.

 

Ein paar Worte vorab

Ob du dann tatsächlich so vorgehen kannst, wie ich es beschreibe, hängt natürlich von deinem Thema, der angewandten Methode und den Vorgaben deiner Hochschule ab. Ganz klar.

 

Ich schaue im Folgenden vereinfacht gesagt auf das Zusammenspiel von Theorieteil und Fallstudie. Mit "Fallstudie" meine ich den Teil, in dem es um einen konkreten Fall oder auch die Praxis geht.

 

Wenn du zum Beispiel über Shakespeares Dramen schreibst, mit besonderem Schwerpunkt auf "Romeo und Julia", dann ist "Romeo und Julia" deine "Fallstudie" bzw. die Praxis.

 

Oder du schreibst, um mein Apfelbeispiel jetzt ins Spiel zu bringen, eine Masterarbeit über Äpfel. Es geht dabei speziell um eine Apfelsorte, die gerade neu in Deutschland gezüchtet wurde und eine echte Sensation ist. Nennen wir sie Rosalie.

  

Erst die Theorie und dann das "Fallbeispiel" bzw. die Praxis?

roter Apfel

Nun kannst du zunächst über die verschiedenen Apfelsorten schreiben, vor allem über die, die der neuen nahestehen.

 

Du wirst in diesem Fall vermutlich allgemein über Stängel, Schale, Fruchtfleisch und Gehäuse von verwandten Apfelsorten schreiben. Wahrscheinlich wirst du jedem dieser Punkte ein eigenes Kapitel widmen:

1 Einleitung

2 Apfelsorten im Überblick

3 Stängel von Äpfeln

4 Schale von Äpfeln

5 Fruchtfleisch von Äpfeln

6 Gehäuse von Äpfeln

Im Anschluss an Punkt 6 folgt dann der Teil, in dem es um Rosalie geht. Du würdest die Besonderheiten dieser Apfelsorte herausarbeiten, und zwar indem du das Wissen aus dem Theorieteil erneut aufgreifst. Dabei hältst du dich an die Gliederung des Theorieteils und schreibst nun wieder über Stängel, Schale & Co., eben mit dem Fokus auf der Sorte Rosalie:

 

1 Einleitung

2 Apfelsorten im Überblick

3 Stängel von Äpfeln

4 Schale von Äpfeln

5 Fruchtfleisch von Äpfeln

6 Gehäuse von Äpfeln

7 Rosalies Stängel

8 Rosalies Schale

9 Rosalies Fruchtfleisch

etc.

oder:

1 Einleitung

2 Apfelsorten im Überblick

3 Stängel von Äpfeln

4 Schale von Äpfeln

5 Fruchtfleisch von Äpfeln

6 Gehäuse von Äpfeln

7 Die Apfelsorte Rosalie

7.1 Stängel

7.2 Schale

7.3 Fruchtfleisch

etc.

Sicher siehst du schon das Problem? Du wiederholst dich! Das ist alles sehr uninspiriert und langweilig für deine Leserinnen und Leser.

 

Hier zwei Bilder, um das Gesagte zu veranschaulichen:

Theorieteil

viele schwarz-weiße Äpfel

Hier siehst du den ersten Teil: Du sprichst über Äpfel. Möglicherweise gehst du an dieser Stelle auch sehr in die Breite, rollst Aspekte auf, die für die Apfelsorte Rosalie, um die es genau genommen geht, gar nicht relevant sind. Ein häufiges Problem bei Uni- oder FH-Arbeiten, auf das ich in diesem Beitrag näher eingehe. 

Fallbeispiel bzw. Praxisteil

vier rote Äpfel vor vielen schwarz-weißen Äpfeln

Und dies ist der zweite Teil: Hier sprichst du über die neue Apfelsorte und greifst Aspekte aus dem ersten Teil erneut auf. Du wiederholst etwas, das du ohne Bezug zu Rosalie bereits gesagt hast. Mühsam für die Leserinnen und Leser!


Was tun in so einer Situation?

 

Vermeide Redundanzen, indem du auf einen eigenen Theorieteil verzichtest und die "Fallstudie" in den Mittelpunkt stellst

Um Doppler bzw. Redundanzen zu vermeiden, verzichtest du auf einen eigenen Theorieteil und verzahnst Theorie und "Fallstudie" bzw. Praxis miteinander.

 

Im Mittelpunkt steht dann ausschließlich die neue Apfelsorte Rosalie. Natürlich kann es ein einführendes (kurzes) Kapitel zu Apfelsorten und ihren Besonderheiten geben, dann aber steuerst du zügig auf Rosalie zu. 

 

Im Kapitel über die Schale schreibst du über Rosalies Schale und setzt es in Bezug zur Schale anderer Sorten. So verfährst du auch mit den anderen Punkten (Stängel, Fruchtfleisch, Gehäuse). Du kommst also schnell zum Punkt und tauchst unmittelbar in die Diskussion ein. 

 

Roter Apfel vor vielen schwarz-weißen Äpfeln

Im Mittelpunkt steht die neue Apfelsorte (der farbige Apfel), zu der du alle wesentlichen Aspekte diskutierst, und zwar Punkt für Punkt. Du bettest den farbigen Apfel unmittelbar in die Theorie (die grauen Äpfel) ein. 

 

Versetze dich an dieser Stelle auch einmal in die Position deiner Leserinnen und Leser:

 

Für sie wird dieser Aufbau wesentlich anschaulicher und interessanter sein, als wenn sie davor im Theorieteil (der möglicherweise sogar die Hälfte des geplanten Seitenvolumens einnimmt) mit altbekanntem Wissen konfrontiert werden, bevor es dann um die neue Apfelsorte geht. Schließlich sind deine Leserinnen und Leser ja vom Fach und keine Laien. 

 

Kommen wir an dieser Stelle nochmals kurz auf Shakespeares "Romeo und Julia" zurück.

 

Shakespeares "Romeo und Julia"

Frage ich im Coaching etwa: "Worum geht es in deiner wissenschaftlichen Arbeit genau?", höre ich häufig Aussagen wie diese: "Ich schreibe über Shakespeares Dramen, mit besonderem Schwerpunkt auf 'Romeo und Julia'."

 

Diese Vorstellung von einem Thema kann früh zum Gefühl der Überforderung führen und das geschilderte Schlamassel bei der Gliederung nach sich ziehen.

 

Shakespeares Dramen sind nämlich selbst für eine Dissertation ein viel zu großes Thema! Richtig müsste es heißen: Ich schreibe über "Romeo und Julia" und untersuche die Stellung des Werkes innerhalb der übrigen Dramen von Shakespeare. (Genau genommen wäre es gut, das Thema noch weiter einzuschränken, denn auch dieser Zuschnitt ist, zumindest für eine Bachelorarbeit oder Masterarbeit, zu breit gewählt. Aber das nur am Rande.) 

 

Wenn dir also klar ist, dass du zu diesem einen Werk von Shakespeare arbeitest, dann würdest du vermutlich gar nicht auf die Idee kommen, erst einmal lang und breit über alle seine Dramen zu schreiben. Du würdest wohl gleich "Romeo und Julia" in den Mittelpunkt stellen. 

 

Mach dir klar, was genau das Thema deiner Hausarbeit, Bachelorarbeit, Masterarbeit oder Dissertation ist!

Frage dich gerade in der Startphase, also wenn du dein Thema präzisierst, immer wieder:

  • Worum geht es in meiner Arbeit?
  • Worum geht es eigentlich in meiner Arbeit?
  • Worum geht es genau?

 

Nimm Stift und Papier und mach eine Freewriting-Session dazu. Greife diese drei Fragen auf und schreib los! 

 

Das Exposé als Wegweiser

An dieser Stelle kommt nun abschließend das Exposé ins Spiel. Der Aufbau einer wissenschaftlichen Arbeit gehört unbedingt mit der Betreuerin bzw. dem Betreuer abgesprochen, am besten im Zuge des Exposés. Das Exposé sollte eine vorläufige Gliederung beinhalten, aus der ersichtlich wird, wie du deine Uni-Arbeit oder FH-Arbeit aufbauen wirst!

 

Die Angabe von Seitenvolumina pro Hauptkapitel ist dabei ein Muss.

 

Aus dem vorläufigen Inhaltsverzeichnis wird dann auch klar, ob du deduktiv oder induktiv vorgehst, ob dein Weg vom Allgemeinen zum Besonderen führt oder umgekehrt und wie umfangreich der allgemeine und der besondere Teil ist. An deiner Gliederung lässt sich erkennen, ob du dein Thema richtig anpackst. Und wenn das nicht der Fall ist, kann dir deine Betreuerin bzw. dein Betreuer rechtzeitig weiterhelfen. Kurzum: Das Exposé samt Gliederung ist einer der wichtigsten Hebel, um Schreibblockaden vorzubeugen.

 

 

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Huberta Weigl
MMag. Dr. Huberta Weigl

 

 

Abbildungsnachweis: Shutterstock.com, Bildnummer 164763050, olga