Fünf erprobte Tipps für deinen Weg zur Abschlussarbeit

Von Selfcare über die gnadenlose To-do-Liste bis zur Schreibklausur

Foto Huberta Weigl

 

Eine Abschlussarbeit zu schreiben, ist für alle Studierenden eine Herausforderung. Auch wenn du vielleicht denkst, du bist die oder der Einzige, der bzw. dem es gerade nicht so gut oder sogar richtig mies geht mit der Bachelorarbeit, Masterarbeit oder Dissertation: Das ist nicht so! Möglicherweise tröstet dich das ein wenig. Und hier ein weiterer Trost: Auch ich habe bei allen meinen wissenschaftlichen Schreibprojekten mächtig tiefe Täler durchwandert.

 

Unangenehme Gefühle

Ich habe noch nie jemanden getroffen, der seine Abschlussarbeit gelassen, ganz ohne Stress oder Zustände des Haderns zu Papier gebracht hat. Oft sind mit dem Arbeits- bzw. Schreibprozess auch richtig krasse Gefühle bzw. Zustände verbunden: Angst, Überforderung, Frustration, Unsicherheit, Einsamkeit und Selbstzweifel sind überhaupt keine Seltenheit.

 

Ans Limit kommen: Ich kenne das!

Ich selbst habe zwei Diplomarbeiten bzw. Masterarbeiten und eine Dissertation geschrieben und bin dabei jeder Menge Belastungen begegnet. Gerade bei der Dissertation im Rahmen einer Assistentenstelle an der Uni Wien gab es Phasen, in denen ich nahezu kollabiert bin, weil mir alles zu viel war und ich damals gar nicht gut damit vertraut, meine Grenzen zu spüren.

 

Und auch meine fast 1000 Seiten starke Monografie über den Barockbaumeister Jakob Prandtauer, die 2021 erschienen ist und mit dem Würdigungspreis für Wissenschaft des Landes Niederösterreich ausgezeichnet wurde, hat mich immer wieder ans Limit gebracht.

 

Ich kenne die Faszination des Schreibprozesses, Gefühle der Freude und der Erfüllung ebenso wie Zustände der Überforderung und der Unsicherheit. 

 

Vor dem Hintergrund meiner eigenen Uni-Arbeiten, meiner Publikationsprojekte als Wissenschaftlerin, meiner zehnjährigen Arbeit als Assistentin an der Uni Wien und als Schreibcoach möchte ich dir gerne heute fünf Tipps geben.

 

Fünf erprobte Tipps für deinen ganz persönlichen Weg zur Abschlussarbeit

Tipp 1: Sorge gut für dich!

Vielleicht überrascht es dich, dass ich diesen Tipp an die erste Stelle setze. Tatsächlich ist es so, dass nur eine Person diese spezielle Abschlussarbeit schreiben kann, und das bist du! Und je besser es dir seelisch und körperlich geht, desto besser wirst du mit deinem Schreibprojekt vorankommen.

 

Manche Studierende verzichten auf all ihre Freizeitaktivitäten, nur um mehr Zeit für ihre Bachelorarbeit, Masterarbeit oder Dissertation zu haben. Manche powern wochenlang Tag und Nacht durch. All das geht an die Substanz!

 

Es ist so wichtig, dass du deine Energiespeicher laufend auffüllst und immer wieder hinspürst, wie es dir geht. Ich mache das übrigens inzwischen mehrfach am Tag (und es war ein langer Weg bis dorthin). Wie spüre ich mich gut? Ich mache einen kurzen Stopp, halte inne bei dem, was ich tue, und frage mich, wie es mir gerade geht, wenn ich ganz ehrlich zu mir bin, und was ich brauche.

 

Und wenn es möglich ist, schaue ich, dass ich das, was ich brauche, auch mache, mir auch gebe. Das kann eine Pause sein, ein Mittagsschlaf, eine Runde Journalling, ein Gespräch mit einem Menschen, der mir nahesteht, eine kurze Runde im Botanischen Garten, eine Tasse Tee ... 

 

Tipp 2: Schaffe Ordnung

Wenn du eine wissenschaftliche Arbeit schreiben möchtest, ist es gut, wenn in deiner Wohnung ein gewisses Maß an Ordnung herrscht. Ordnung am Schreibtisch und in deinen Unterlagen, ja, auch Ordnung in den Uni-Arbeitsdateien am PC ist wichtig. Ich lade dich ein, einmal hinzuspüren (ja, schon wieder spüren!) oder hinzuschauen, wo hier vielleicht Handlungsbedarf besteht. Und dann werde aktiv! Selbst wenn das mehrere Tage dauert: Räume auf. Es zahlt sich aus.

 

Ich selbst achte zum Beispiel darauf, dass mein Schreibtisch abends, wenn ich meine Arbeit beende, aufgeräumt und sauber ist.

 

Wenn dein Widerstand gegen das Aufräumen groß ist, könntest du wechselweise lesen, schreiben oder recherchieren und aufräumen. Du könntest zum Beispiel 30 Minuten einen Aufsatz lesen, 15 Minuten deine Notizen sortieren und dann machst du 15 Minuten Pause von der intellektuellen Arbeit und räumst auf. Das kann sogar einen richtig nützlichen Nebeneffekt haben: Du kommst in den Körper und dein Kopf wird ausgelüftet und frei für Neues.

 

Tipp 3: Suche dir einen ruhigen Arbeitsplatz

Finde einen Ort, an dem du ungestört arbeiten kannst. Ist dein Zuhause wirklich der optimale Arbeitsplatz für dich? Wenn du keinen Raum hast, in dem du ungestört bist, kann es besser sein, in einer Bibliothek zu arbeiten. Das muss keine wissenschaftliche Bibliothek, sondern kann ruhig auch die Stadtbibliothek sein.

 

Inzwischen sind die Öffnungszeiten vieler Bibliotheken ja sehr flexibel; du kannst dort abends länger arbeiten und auch am Wochenende haben manche geöffnet. Vielleicht möchtest du auch wechselweise zu Hause arbeiten und in einer Bibliothek? Probier das doch mal aus und schaue, womit es dir gut geht.

 

Ich habe in Studienzeiten gerne und regelmäßig in Bibliotheken gearbeitet. Aktuell bin ich in meinen eigenen vier Wänden am produktivsten.

 

Tipp 4: Mach eine gnadenlose To-do-Liste

To-do-Listen kennen wir alle, wann aber ist eine richtig gnadenlos? Auf so einer Liste führst du alles an, was du tun musst, um deine Hausarbeit, Bachelorarbeit, Masterarbeit oder Dissertation abzuschließen. Je nachdem, wo du gerade im Arbeitsprozess stehst und wie sehr du ins Detail gehst, kann diese Liste richtig lang werden.

 

Warum so eine Liste? Weil es gut ist, einmal den gesamten Arbeitsumfang zu sehen. Wirklich alles. Gnadenlos alles!

 

Ich kenne Studierende, die immer nur die nächste Etappe sehen und nicht weiterdenken. Tatsächlich brauchst du einen Überblick über alle Arbeiten.

 

In Etappen zu planen, ist gut, gleichzeitig gilt es aber eben auch, das Gesamtprojekt im Auge zu behalten. Die gnadenlose To-do-Liste ist da ein wichtiger Hebel.

 

Während meiner Dissertation war meine gnadenlose To-do-Liste so umfangreich und komplex, dass ich sie in Excel gepackt habe. Schau, was für dich gut ist. Für den ersten Entwurf der Liste empfehle ich Stift und Papier.  

 

Solltest du richtig geplättet sein, wenn du deine Liste erstellt hast, atme ruhig erst einmal tief durch. Ich kenne das überwältigende Gefühl, wenn man klar vor Augen hat, was da alles an Arbeit ansteht. Gehe raus, gehe in die Natur, mach Sport, und dann schaust du, wie du weitermachst, wie du dein riesiges Projekt etwa in einzelne Arbeitspakete bzw. Arbeitsetappen packst.  

 

Tipp 5: Gehe in Schreibklausur

Die meisten Studierenden schreiben ihre Hausarbeit oder Abschlussarbeit neben einem Job. Manche haben Job und Familie. Das ist extrem fordernd! Meistens gibt es nur kleine Zeitfenster für die Uni- oder FH-Arbeit. Mal zwei, drei Stunden am Abend, mal ein halber Tag am Wochenende.

 

Es kann hilfreich sein, wenn du dich hin und wieder für ein paar Tage von Job und Familie freistrampeln kannst. Klar, wenn du sehr kleine Kinder hast und/oder alleinerziehend bist, ist das nicht möglich. In allen anderen Fällen lässt sich das aber doch organisieren, und es tut gut. Warum?

 

Weil du dich dann einmal ausschließlich um dich und dein Schreibprojekt kümmern kannst.

 

So eine Auszeit lässt sich in den eigenen vier Wänden organisieren, es kann aber auch eine Option sein, zu verreisen.

 

Vom schönen Hotel über das günstige Airbnb bis zum Kloster: Es gibt viele Möglichkeiten. Schau mal, was für dich gut wäre.

 

Ich selbst habe mir vor allem in Promotionszeiten regelmäßig ein verlängertes Wochenende genommen, um mich ausschließlich der Dissertation zu widmen. Und ich bin (damals eben auch berufstätig und Geld verdienend) hin und wieder in ein Wellnesshotel gefahren, um mich dort gut umsorgt nur um mich und meine Doktorarbeit zu kümmern.

 

Und noch davor, in Studienzeiten, habe ich mich öfter mit einer Freundin in Arbeitsklausur begeben. Wir sind dann für ein paar Tage zusammengezogen und haben in einem festen Rhythmus gelesen, recherchiert und geschrieben und uns über unsere Arbeit ausgetauscht, miteinander gekocht und rumgealbert. Wir haben richtig intensiv gearbeitet und dabei aber auch gut auf uns geachtet.

 

Veröffentlicht am 20.5.2023.

 

Abbildungsnachweis: andrea sojka fotografie