Viele Menschen sind sich unsicher, wie man akademische Grade korrekt verwendet: Soll man jemanden, der einen Grad besitzt, in einem E-Mail oder Brief mit oder besser ohne Grad ansprechen? Soll
man den Grad ausschreiben oder nicht? Heißt es also Frau Doktor Meier oder Frau Dr. Meier? Und welchen Grad verwendet man, wenn jemand mehrere Grade hat?
In dem Artikel möchte ich auf solche und ähnliche Fragen eine Antwort geben. Zunächst aber noch eine kurze Bemerkung: Akademische Grade werden umgangssprachlich
oft als akademische Titel bezeichnet (Magistertitel, Doktortitel etc.). Das ist letztendlich aber nicht korrekt. Der richtige Ausdruck ist Grad.
Außerdem beleuchte ich das Thema in erster Linie aus österreichischer Sicht.
Die drei Stufen nach Einführung des Bologna-Systems
Einen akademischen Grad erlangt man durch den Abschluss eines Studiums an einer Universität, einer Fachochschule, einer Pädagogischen Hochschule etc. Seit der Einführung des Bologna-Systems gibt es nicht mehr zwei, sondern drei Stufen:
- Bachelor (neu!)
- Master
- PhD (Doktorat)
Die Grade im Briefkopf und auf der Visitenkarte
Im Briefkopf, auf Visitenkarten etc. werden die neuen Grade immer nach dem Namen angeführt.
Abkürzungen:
BA = Bachelor
MA = Master
PhD = Doctor of Philosophy
Beispiele:
Sabine Fritz, BA
Moritz Greiner, MA
Ob man den Grad mit oder ohne Punkt schreibt, hängt von der jeweiligen Hochschule ab, die ihn verliehen hat. Und ob Sie den Grad durch ein Komma vom Namen trennen oder nicht, bleibt Ihnen überlassen (siehe dazu auch den Artikel bei Dr. Bopp).
Die alten Diplom-, Magister- und Doktorgrade werden weiterhin vor den Namen gesetzt. Nach dem Kürzel folgt ein Punkt. Nur nach DI für "Diplomingenieur"
folgt kein Punkt.
Beispiele:
DI Sabine Fritz
Dipl.-Ing. Sabine Fritz
Mag. Sabine Fritz
Dr. Sabine Fritz
Die alten Grade können auch gegendert werden (>> Wie gendert man akademische Grade?).
Hat jemand mehrere Grade erworben, führt man alle Grade an, und zwar in aufsteigender Reihenfolge. Wenn also Sabine Fritz ein Magisterium und ein Doktorat gemacht hat, lautet die
korrekte Schreibweise Mag. Dr. Sabine Fritz.
Am Kuvert oder im Briefkopf setzt man den oder die Grade immer in die zweite Zeile.
Beispiele:
Frau
Mag. Sabine Müller
Königstraße 12
A-1050 Wien
Herrn
Mag. Franz Huber
Kremsergasse 75
A-1110 Wien
Frau
Mag. Dr. Sabine Müller
Königstraße 12
A-1050 Wien
Herrn
Mag. Dr. Franz Huber
Kremsergasse 75
A-1110 Wien
Frau
Dr. Sabine Müller
Königstraße 12
A-1050 Wien
Herrn
Dr. Franz Huber
Kremsergasse 75
A-1110 Wien
Frau
Sabine Müller, BA
Königstraße 12
A-1050 Wien
Herrn
Franz Huber, MA PhD
Kremsergasse 75
A-1110 Wien
Anrede in Briefen und E-Mails
Die neuen Grade (BA, MA, PhD) werden in der Anrede nicht genannt. Ob Sie den alten Magister- oder Doktorgrad nennen, bleibt Ihnen überlassen. In Österreich ist es üblich, den Grad zu nennen. In
Deutschland werden Grade, wenn überhaupt, erst ab dem Doktor angeführt.
Besitzt jemand mehrere Grade, wählt man für die Anrede in Briefen und E-Mails den höchsten akademischen Grad. Ob Sie ihn ausschreiben oder nicht, bleibt Ihnen überlassen. Ich persönlich finde,
dass der Grad in ausgeschriebener Form altmodisch wirkt, was aber (abhängig vom Absender) auch seinen Charme haben kann.
Beispiele:
Sehr geehrte Frau Prof. Meier, ...
Sehr geehrte Frau Professor Meier, ...
Sehr geehrte Frau Professor, ...
Sehr geehrter Herr Dr. Huber, ....
Sehr geehrter Herr Doktor, ...
"Verleihen" Sie keine Grade
Wenn jemand einen Grad besitzt, verwenden Sie bitte unbedingt den richtigen Grad. Sprechen Sie also zum Beispiel eine Frau Magister nicht sicherheitshalber in einem
E-Mail mit Frau Doktor an.
Besonders sorglos wird mit dem Professorengrad umgegangen. Da Lehrerinnen bzw. Lehrer in österreichischen Schulen mit Frau
Professor bzw. Herr Professor angesprochen werden (obwohl sie diesen Grad gar nicht besitzen), sprechen Studierende oft auch Lehrende einer
Universität mit Professor an. Jemand, der an einer Universität lehrt, ist aber nicht automatisch eine Frau Professor bzw. ein Herr Professor!
Eine Assistentin bzw. ein Assistent hat zum Beispiel nie einen Professorengrad. Um einen Professorengrad zu erhalten, muss man sich an einer Universität habilitieren, und das ist ein langer Weg.
Akademische Grad am Cover eines Buches
Es gibt Autorinnen und Autoren, die einen akademischen Grad besitzen und ihn auf das Cover ihres Buches setzen. Die Absicht dahinter ist klar: Der Grad soll ihre besondere Kompetenz deutlich machen und die Verkaufszahlen steigern. Diese Lösung ist allerdings nicht elegant. Ich rate dazu, den Grad lieber nur bei den persönlichen Informationen zur Autorin oder zum Autor zu erwähnen, die sich entweder auf der Rückseite des Buchs oder vorn im Buch finden.
Ehefrauen und die Grade ihrer Männer
Früher wurden Frauen, deren Mann einen akademischen Grad besessen hat, automatisch mit dem Titel des Mannes angesprochen. Wenn also Franz Huber einen Doktor-Grad hatte, wurde seine Ehefrau mit Frau Dr. angesprochen (interessanterweise wurde der Grad der Frau nie auf den Mann übertragen). Heute ist das nicht mehr üblich.
Titel und Auszeichnungen in Österreich
Einen Überblick über akademische Grade nach Ländern geordnet finden Sie hier.