Es gibt Seminar-, Bachelor- oder Masterarbeiten, die vor wörtlichen Zitaten nur so strotzen. Wenn ein erfahrener Wissenschaftler bzw. ein Lehrender einer Uni bzw. FH so eine Arbeit liest, ist ihm sofort klar: Hier schreibt jemand, der noch wenig Erfahrung mit dem wissenschaftlichen Schreiben hat.
Warum Studierende gerne wörtliche Zitate verwenden
In manchen Arbeiten finden sich auffallend viele wörtliche Zitate, weil
- der Verfasser noch nicht verstanden hat, was es bedeutet, wissenschaftlich zu schreiben.
- sich der Verfasser unsicher ist und sich nicht traut, eigene Worte zu verwenden ("Wie soll ich das anders sagen?").
- der Verfasser bequem ist und sich nicht gerne die Mühe macht, eigenständig zu formulieren.
- der Verfasser unter Zeitdruck ist.
Tipp: Gehen Sie sparsam mit wörtlichen Zitaten um
Ein wörtliches Zitat ist nur dann sinnvoll, wenn
- jemand etwas besonders treffend formuliert hat.
- es für den Kontext der Arbeit wichtig ist, dass Ihr Leser einen Gedanken eines Autors im originalen Wortlaut (nach-)lesen kann.
In den meisten Fällen ist es völlig ausreichend, wenn Sie den Inhalt in eigenen Worten wiedergeben und einen Beleg machen. Verstecken Sie sich nicht hinter wörtlichen Zitaten!
Wie oft darf man wörtliche Zitate verwenden?
Diese Frage wird mir immer wieder gestellt, sie ist aber nicht so einfach zu beantworten. Es gibt keine Faustregel! Wenn Sie hin und wieder eine besonders gut formulierte Passage aus der
Literatur zitieren, ist das völlig in Ordnung, und das kann durchaus auch sinnvoll sein. Wenn sich in Ihrer Arbeit hingegen auf jeder Seite mehrere wörtliche
Zitate finden, dann ist das eindeutig zu viel.
Der Leser hat dann das Gefühl, dass Ihre Arbeit nur aus Zitaten zusammengestöpselt ist, und das erweckt keinen guten Eindruck. Stellen Sie sich vor, Sie kaufen sich ein Buch und
dort finden Sie lauter Zitate aus anderen Büchern. Was denken Sie dann über den Autor? Haben Sie das Gefühl, dass er dem Thema, über das er schreibt, gewachsen ist bzw. davon etwas versteht?
Eigenständig zu formulieren, ist eine Frage der Übung und des Mutes
Je weniger Erfahrung Sie mit dem wissenschaftlichen Schreiben haben, desto schwerer wird Ihnen das eigenständige Formulieren fallen. Seien Sie mit sich geduldig und haben Sie den
Mut, Ihr Wissen, auch wenn es nur angelesen ist, in eigene Worte zu packen!
Das könnte Sie auch noch interessieren:
Wie lang soll das Literaturverzeichnis meiner Bachelor- oder Masterarbeit sein?
15 Wege, wie Sie
in die Plagiatsfalle tappen