Was ist wissenschaftliche Literatur?

Bücherstapel bezeichnet: Was ist wissenschaftliche Literatur? Und welche Literatur soll ich denn nun bitte verwenden, welche nicht?

 

Gerade Studienanfängerinnen und Studienanfänger oder Studierende mit wenig Erfahrung im wissenschaftlichen Arbeiten und Schreiben tun sich erfahrungsgemäß schwer mit der Auswahl der Literatur für ihre Hausarbeit, Bachelorarbeit oder Masterarbeit. Fragen wie zum Beispiel "Welche Literatur soll ich verwenden?" und "Was ist eigentlich wissenschaftliche Literatur?" werden mir in meinen Online-Coachings oft gestellt. Gerne möchte ich das Thema daher heute in meinem Blog aufgreifen.   

Was genau ist wissenschaftliche Literatur?

Wissenschaftliche Literatur erkennst du vor allem an drei Punkten:

1 Sie arbeitet mit Belegen.

Autorinnen und Autoren wissenschaftlicher Publikationen belegen fremdes Wissen, sie arbeiten mit Klammerbelegen und/oder Fußnoten. Und das machen sie nicht nur hin und wieder, sondern konsequent im gesamten Text. Arbeiten sie mit Kurzbelegen (Autor/-in, Jahreszahl, Seitenangabe), lösen sie diese im Literaturverzeichnis auf.

 

Da du die zahlreichen Belege sofort siehst, kannst du also schon beim Durchblättern des Textes, sei es nun ein Buch oder ein Aufsatz, erkennen, ob du es mit wissenschaftlicher Literatur zu tun hast oder nicht.

2 Sie setzt sich kritisch mit Forschungsergebnissen auseinander.

Den zweiten Punkt kannst du erst klären, wenn du den Text liest. Autorinnen und Autoren wissenschaftlicher Texte setzen sich kritisch mit der Literatur auseinander. Sie hinterfragen fremde Ergebnisse, sie zeigen Unstimmigkeiten auf, weisen auf Forschungslücken hin und möchten etwas Neues zur Forschung beitragen.

3 Sie wendet sich an ein Fachpublikum und nicht an Laien.

Wissenschaftliche Publikationen wenden sich an Menschen mit fachlichen Vorkenntnissen, zumeist sind das Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Wissenschaftliche Literatur wendet sich nicht an eine breite Leserschaft bzw. Laien. Das bedeutet in der Folge übrigens auch, dass in wissenschaftlicher Literatur kein Grundlagenwissen deines Faches im Detail vermittelt wird. Allgemeinwissen deines Faches wird in der Regel nicht belegt, da die Leserschaft dieses Wissen bereits hat.

Auch deine Seminararbeit, Hausarbeit, Bachelorarbeit, Masterarbeit oder Dissertation ist eine wissenschaftliche Arbeit: Was genau bedeutet das?

Da du eine wissenschaftliche Arbeit schreibst, gelten diese drei Punkte auch für dich:

  • Du musst fremdes Wissen belegen.
  • Du solltest dich kritisch mit der Literatur auseinandersetzen, was natürlich bedeutet, dass du sie kennen musst (dazu gleich noch mehr).
  • Allgemeinwissen deines Faches darfst du voraussetzen. Deine Uni- oder FH-Arbeit wendet sich nämlich an Menschen, die selbst ein Studium absolviert haben und Vorkenntnisse zu deinem Thema haben. Du kannst an die Lehrenden deiner Uni bzw. FH denken, wenn du dir klarmachst, für wen du schreibst.

Welche Literatur kannst du nun verwenden, welche nicht?

In deiner Hausarbeit, Studienarbeit, Proseminararbeit, Bachelorarbeit, Masterarbeit oder Dissertation solltest du dich in erster Linie auf wissenschaftliche Literatur stützen.

 

Einen besonders hohen Qualitätsstandard haben wissenschaftliche Publikationen, die ein Peer-Review-Verfahren durchlaufen haben, die also durch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler desselben Faches begutachtet wurden.

 

Nichtsdestotrotz darfst du auch unwissenschaftliche Literatur heranziehen, du brauchst dafür aber gute Gründe.

Gründe, um nicht wissenschaftliche Literatur heranzuziehen

Unwissenschaftliche Literatur darfst du dann heranziehen, wenn

  • sie zu deinem Thema Neues referiert, das nicht in wissenschaftlichen Publikationen zu finden, aber für die Wissenschaft relevant ist, oder
  • wenn der Gegenstand deiner Uni-Arbeit die unwissenschaftliche Literatur ist. Wenn du also eine Seminararbeit oder Abschlussarbeit über Ratgeber zum Thema "Scheidungskinder" schreibst, dann wirst bzw. musst du diese Ratgeber natürlich auch heranziehen. Diese Ratgeber sind dann Quellentexte für deine Arbeit. 

Warum Studierende unwissenschaftliche Literatur verwenden

Neben dem fehlenden Verständnis, was ein wissenschaftlicher Text ist und was nicht, führen mangelnde Recherchekenntnisse oft dazu, dass Studierende zu unwissenschaftlichen Veröffentlichungen greifen, obwohl es zu ihrem Thema einschlägige wissenschaftliche Publikationen gibt. 

 

Studierende mit wenig Erfahrung im wissenschaftlichen Arbeiten meinen zum Beispiel, dass Google oder Google Scholar genügen, um Literatur zu finden. Tatsächlich genügen diese Instrumente nur, um irgendeine Literatur zu finden. Für eine wissenschaftliche Arbeit musst du aber die relevante Literatur lesen, und die musst du erst einmal finden.

 

Falls du dir jetzt denkst: "Oje, wie soll ich das nur schaffen!?", kommt hier die Entwarnung:   

Du kannst lernen, wie du Literatur systematisch recherchierst

Wie du Literatur gezielt, also nicht nach dem Trial-and-Error-Prinzip recherchierst, kannst du lernen.

 

Im ersten Schritt solltest du die Tutorials der Bibliothek deiner Universität oder Fachhochschule anschauen und dort nach Literatur suchen. Im nächsten Schritt empfehle ich dir, mit Metakatalogen, wie zum Beispiel dem Virtuellen Katalog Karlsruhe, sowie mit Zeitschriftendatenbanken zu arbeiten.

 

Und hab im Auge: Niemand kommt mit Recherchekenntnissen auf die Welt. Es ist ein Handwerk, das du dir aneignen kannst.   

Huberta Weigl, Schreibwerkstatt Wien

Online-Coaching

 

Du kommst mit deiner Uni- oder FH-Arbeit nicht voran und überlegst gerade, ob du dir Unterstützung suchen sollst?

 

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Ich unterstütze seit vielen Jahren Studierende beim Schreiben ihrer wissenschaftlichen Arbeit. Du bist mit all deinen Sorgen und Gedanken willkommen!

Abbildungsnachweis: Shutterstock.com, Nr.1565592841, AtlasStudio