In diesem Artikel erkläre ich dir, was alles in die Einleitung deiner Hausarbeit, Seminararbeit, Bachelorarbeit, Masterarbeit, Diplomarbeit oder Dissertation gehört und wann der richtige Zeitpunkt ist, um eine Einleitung zu schreiben.
Aus Erfahrung weiß ich, dass sich viele Studierende mit dem Schreiben der Einleitung für ihre Hausarbeit, Bachelorarbeit, Masterarbeit oder auch ihre Dissertation plagen. Sie sind sich unsicher, was überhaupt alles in die Einleitung gehört und wann man sie am besten schreibt.
Die Einleitung gehört – wie das Schlusskapitel – zu den fixen Bestandteilen einer wissenschaftlichen Arbeit. In der Einleitung führst du deine Leserinnen und Leser an das Thema heran. Was aber genau bedeutet das?
Die Einleitung ist das "Vorzimmer" deiner wissenschaftlichen Arbeit
In der Einleitung leitest du, wie es das Wort sagt, in die Arbeit ein, du stellst das Thema also vor. Falle nicht mit der Tür ins Haus, das heißt, setze nicht zu viel Wissen voraus, hole aber auch nicht zu weit aus.
Hab beim Schreiben immer die Leserinnen und Leser deiner Arbeit im Auge. Mach sie in der Einleitung neugierig auf das Thema deiner Arbeit! Sag ihnen, warum deine Hausarbeit, Seminararbeit, Bachelorarbeit, Masterarbeit oder Doktorarbeit interessant bzw. für sie relevant ist.
Deine Einleitung wendet sich an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und nicht an eine breite Öffentlichkeit.
Hast du dir schon mal überlegt, für wen du schreibst, wer also deine Zielgruppe ist?
Du schreibst für eine wissenschaftliche Community und nicht für eine breite Öffentlichkeit. Und die wissenschaftliche Community hat natürlich ein Vorwissen zu deinem Thema.
Stecke den Rahmen der Einleitung in deiner Hausarbeit, Bachelorarbeit, Masterarbeit, Masterthesis oder Dissertation also nicht zu weit.
Bleibe beim Kern deines Themas.
Auf diese sechs Fragen solltest du in der Einleitung deiner Hausarbeit, Bachelorarbeit, Masterarbeit oder Dissertation eine Antwort geben:
1 Was genau ist das Thema deiner wissenschaftlichen Arbeit?
Deine Leserinnen und Leser müssen von Beginn an verstehen, worum es geht. In der Einleitung erklärst du, mit welchen Fragen sich deine Uni-Arbeit beschäftigt. Übrigens: Je enger dein Thema gefasst ist, desto besser. Deine Leserinnen und Leser wünschen sich Tiefe und nicht Breite.
2 Auf welche Literatur stützt du dich?
Gib einen Überblick über die wichtigste Literatur, die du verwendest hast. Triff dabei eine vernünftige Auswahl. Es geht um die Meilensteine der Forschung.
Zähle die Bücher und Artikel (ja, du brauchst unbedingt auch Zeitschriftenaufsätze!) nicht einfach nur auf, sondern kommentiere die einzelnen Publikationen. Sag, was welche Publikation leistet,
was man als Leserin oder Leser dort Besonderes erfährt. Und nicht vergessen: Wenn du eine Autorin bzw. einen Autor oder eine Publikation nennst, musst du in Klammern oder in der Fußnote immer den
Literaturbeleg anführen.
Beispiele:
- Mit der Frage, wie …, hat sich zuletzt umfassend Sabine Müller befasst. In ihrem 2011 erschienenen Buch zeigt sie, dass … (Müller 2011).
- Das Standardwerk zum Thema … ist nach wie vor das Buch von Fritz Meier, in dem der Autor erstmals nachgewiesen hat, dass … (Meier 1980).
- Zu den Meilensteinen der Forschung zählt sicherlich der 1990 erschienene Aufsatz von Elisabeth Huber, in dem die Autorin … (Huber 1990).
Hinweis: In allen genannten Fällen kannst du den Literaturbeleg statt in einer Klammer natürlich auch in einer Fußnote anführen. Orientiere dich da bitte an den Vorgaben deiner Uni oder FH.
3 Was ist das Ziel deiner Seminararbeit, Hausarbeit, Bachelorarbeit, Masterarbeit oder Dissertation?
Mit deiner Arbeit verfolgst du ein bestimmtes Ziel. Erkläre in der Einleitung, was du in der Arbeit herausfinden, darlegen oder diskutieren willst.
Beispiele:
- Die Arbeit zeigt …
- In der Arbeit soll dargelegt werden, wie …
- Die Arbeit verfolgt drei Ziele: …
- Das Hauptziel der Arbeit ist …
4 Wie wirst du vorgehen? Mit welcher Methode arbeitest du?
Erkläre deinen Leserinnen und Lesern, welche Methoden du verwendest. Also: Wie gehst du vor, um dein Ziel zu erreichen bzw. deine Forschungsfrage(n) zu beantworten? Mögliche Methoden sind u.a. Experimente, Beobachtungen, quantitative oder qualitative Studien. Eine Arbeit kann aber auch nur auf Literaturstudien basieren (literaturgestützte Arbeit). Die Methoden, die du verwendest, hängt von deinem Fach und deiner Fragestellung ab.
5 Wie ist deine Hausarbeit, Bachelorarbeit, Masterarbeit oder Dissertation aufgebaut?
Erkläre, wie du deine Hausarbeit, Bachelorarbeit, Masterarbeit oder Dissertation strukturiert hast. Gehe auf die Gliederung der Arbeit (Inhaltsangabe) ein.
Beispiele:
- Zunächst wird dargelegt, wie … Danach … Zum Schluss …
- Im ersten Teil der Arbeit werde ich … Darauf aufbauend werde ich im zweiten Teil … Schließlich …
- Die vorliegende Arbeit gliedert sich in … große Kapitel: Im ersten Kapitel erkläre ich, wie … Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit … Hier werde ich vor allem …
In wissenschaftlichen Arbeiten ist es üblich, das Wort „ich“ möglichst sparsam einzusetzen. Ich finde aber, dass du es im Vorwort und in der Einleitung durchaus verwenden kannst. Wenn du das Wort "ich" umschiffen möchtest, sprich von "der Arbeit":
Beispiele:
- Die Arbeit zeigt zunächst auf, wie ... Dann erläutert sie ...
- Die Arbeit verfolgt drei Ziele: ...
6 Was wirst du nicht machen? Was leistet deine wissenschaftliche Arbeit nicht?
In der Einleitung kannst du auch erklären, was deine wissenschaftliche Arbeit nicht leistet. Die meisten Themen sind so umfangreich und komplex, dass du sie nicht umfassend behandeln kannst (vor allem nicht in einer Hausarbeit, einer Bachelorarbeit oder Masterarbeit).
Wecke bei deinen Leserinnen und Lesern keine falsche Erwartungen. Grenze das Thema ein bzw. ab und erkläre, warum du es nicht umfassend behandelst.
Grundsätzlich gilt: Je enger du ein Thema fasst, desto leichter wird dir die Bearbeitung fallen. Warum? Weil du deine Arbeit ja auf der Grundlage der Literatur schreibst, die du überblicken solltest. Es geht nicht darum, irgendeine Literatur zu lesen, sondern die relevante Literatur, und die ist nun mal überschaubarer, wenn das Thema eng gefasst ist.
Ich kenne viele Studierende, die sich ewig lang mit zu großen Themen geplagt haben, aber niemanden, der jemals an einem zu kleinen Thema gescheitert wäre.
Hier ein paar Formulierungshilfen:
- Die Arbeit konzentriert sich auf … Die Frage, wie …, bleibt unberücksichtigt.
- Auf … gehe ich im Folgenden nicht ein.
- Eine umfassende Behandlung dieses Themas würde den Rahmen der vorliegenden Arbeit sprengen.
Ob du die Fragen 1 bis 6 in der hier angeführten Reihenfolge abarbeitest oder nicht, bleibt dir überlassen. Entscheidend ist vor allem die Tatsache, dass du auf alle sechs Fragen eingehst. Persönliche Aspekte, also etwa deine Beweggründe für die Themenwahl oder eine Danksagung, gehören übrigens nicht in die Einleitung, sondern ins Vorwort.
Dann gleich noch ein paar Worte zur Inhaltsangabe, zum ersten Satz der Einleitung, zur Frage, wann du am besten die Einleitung schreiben solltest und ein paar weitere Aspekte.
Der erste Satz der Einleitung (inkl. Beispielsatz)
Es ist lohnend, dir ein paar Gedanken über den ersten Satz der Einleitung zu machen. Er sollte packend formuliert sein. Der langweiligste Einstieg lautet: „Diese Arbeit
befasst sich mit …“ Unzählige Arbeiten beginnen mit einem Satz wie diesem.
Mit ein bisschen Nachdenken fällt dir bestimmt ein packender Einstiegssatz ein. Du kannst dabei durchaus auch an einen Artikel in einer Tageszeitung denken. So ein Artikel beginnt oft mit
einem Einstiegssatz, der die Leserinnen und Leser richtiggehend in das Thema hineinzieht. Besonders gut geeignet für den Einstieg ist ein Hinweis auf die übergeordnete Bedeutung oder
Aktualität des Themas deiner Arbeit. Erkläre, was dein Thema auszeichnet. Warum ist es so interessant? Wecke die Neugier deiner Leserinnen und Leser!
Beispielsatz (aus meinem Forschungsbereich): Ausgangssituation – du schreibst eine Arbeit über die Architektur des Benediktinerstifts Melk in Niederösterreich.
- Langweiliger Einstieg: Diese Arbeit befasst sich mit der Architektur des Benediktinerstifts Melk.
- Packender Einstieg: Das Benediktinerstift Melk gehört zu den größten und bedeutendsten barocken Klosteranlagen Mitteleuropas.
Siehe dazu auch meinen Blogartikel Der Einstiegssatz: "Diese Arbeit befasst sich mit ..."
Sollte die Einleitung in Unterkapitel untergliedert werden?
Diese Frage wird mir in Coachings immer wieder gestellt, und zwar meistens dann, wenn wir uns die Gliederung einer Arbeit anschauen. Grundsätzlich solltest du dich natürlich an die Vorgaben deiner Universität oder Fachhochschule richten. Wenn sie eine weitere Untergliederung vorschreibt (zum Beispiel in "Forschungsfrage und Hypothesen", "Ziel", "Methode" etc.), dann musst du das natürlich machen.
Ich persönlich würde die Einleitung nicht in mehrere Unterkapitel aufsplitten. Warum? Weil sie nur wenige Seiten umfasst und die Aufteilung in Subkapitel keinen Mehrwert für die Leserinnen und Leer hat. Es ist völlig in Ordnung, die einzelnen Punkte in Absätze zu packen und Schritt für Schritt abzuhandeln.
Wann ist der richtige Zeitpunkt, um die Einleitung zu schreiben?
Die Einleitung schreibst du am besten, wenn du den Hauptteil und die Zusammenfassung ausformuliert hast, also ganz am Ende. Davor kannst und sollst du dich natürlich schon mit den einzelnen Fragen befassen, die du in der Einleitung thematisieren wirst, aber es macht keinen Sinn, die Einleitung zu Beginn des Arbeitsprozesses auszuformulieren. Du kannst nur in etwas einleiten, das du im Detail kennst! Wenn du den Arbeitsprozess mit dem Schreiben der Einleitung beginnst, läufst du Gefahr, in eine Schreibblockade zu geraten.
Das Verhältnis von Einleitung und Exposé
Ein Exposé zu schreiben ist ganz wichtig. Dort erklärst du, worum es in deiner Arbeit geht, was die Meilensteine der Forschung sind, mit welcher Methode du arbeitest, etc. Den Fließtext deines Exposés bzw. Konzeptes, in dem du auf diese Punkte eingehst, kannst du dann am Ende für deine Einleitung nutzen.
Also, am besten schreibst du zu Beginn ein Exposé. Sobald das Exposé genehmigt ist, kopierst du den Text in deine Einleitung und lässt den Text dann ruhen. Wenn du dann mit der kompletten Arbeit fertig bist, also die Zusammenfassung geschrieben hast, machst du dich an die Politur: Du schreibst das Exposé um zu einer richtigen Einleitung. Und (weil ich das öfter gefragt werde) natürlich kannst du den Text deines Exposés 1:1 verwenden. Es ist kein Plagiat, wenn du mit den Sätzen deines Exposés weiterarbeitest.
Auf den richtigen Zeitpunkt und auf das Verhältnis von Einleitung und Exposé gehe ich auch in diesem Video ein:
Einleitung und Abstract
Ich weiß, dass sich viele Studierende fragen, wie sich denn nun Einleitung und Abstract zueinander verhalten – zumal die beiden Kapitel in der wissenschaftlichen Arbeit ja unmittelbar aufeinander folgen und niemand Doppler mag. Das Abstract ist eine Art "Vorschau" auf deinen Text. Hier erklärst du ganz kurz, worum es geht und vor allem was deine Ergebnisse sind.
Das Abstract ist eine stark komprimierte Version aus Einleitung und Zusammenfassung, wobei sie der Zusammenfassung nähersteht als der Einleitung. Mehr zum Abstract findest du in meinem kostenlosen E-Book.
Einleitung und Zusammenfassung
Für eilige Leserinnen und Leser sind die Einleitung und die Zusammenfassung meist die Kapitel, die sie zuerst lesen. Diese Kapitel dienen der Orientierung: In der Einleitung erfahren sie, womit sich deine wissenschaftliche Arbeit befasst, in der Zusammenfassung können sie in aller Kürze die wichtigsten Ergebnisse nachlesen. Wenn sie dann denken, die Arbeit ist für sie relevant, lesen sie weiter. Daran siehst du, dass Einleitung und Zusammenfassung wichtige Abschnitte sind!
Fazit zur Einleitung einer Hausarbeit, Bachelorarbeit, Masterarbeit oder Dissertation
In der Einleitung deiner wissenschaftlichen Arbeit
- führst du die Leserinnen und Leser in das Thema ein.
- gibst du einen knappen Überblick über die wichtigste Literatur, die du verwendet hast (Forschungsstand bzw. -lage).
- definierst du das Ziel deiner Hausarbeit, Bachelorarbeit, Masterarbeit oder Doktorarbeit.
- erklärst du den Weg, der dich zu diesem Ziel führt (Methodenreflexion).
- legst du den Aufbau deiner wissenschaftlichen Arbeit dar.
- kannst du gern auch sagen, was du nicht machen wirst.
Hole dir hier mein kostenloses E-Book mit Tipps für das Abstract, das Vorwort, die Einleitung und das Schlusskapitel!
Zuletzt aktualisiert am 9.4.2022
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