Haben Sie sich schon einmal gefragt, ob Sie mit dem richtigen Lebenstempo unterwegs sind? Die meisten Menschen haben ja das Gefühl, dass sie durch das Leben hetzen und die Zeit immer zu knapp
ist.
Mich persönlich interessieren Fragen des Lebenstempos (ich bin meist zu schnell unterwegs) und daher hat es mich auch besonders gefreut, als ich letztes Jahr Petra Schuseil kennengelernt habe –
zuerst online, später dann auch offline bei einem Kaffee auf der Frankfurter Buchmesse. Petra Schuseil arbeitet nämlich als Lebenstempo-Coach, d.h. sie begleitet Menschen auf dem Weg zu einem Lebenstempo, das für sie stimmig ist.
Eben hat Petra Schuseil ein Buch mit dem Titel Finde dein Lebenstempo. Mit dem richtigen Tempo
zu mehr Leben veröffentlicht. Das war der Anlass, ein Interview mit ihr zu führen. In dem Interview habe ich Petra auch nach der Entstehungsgeschichte des Buches gefragt: Wie ist
sie auf die Idee gekommen, ein Buch zu schreiben? Wie ist es ihr mit dem Schreiben gegangen? Wie hat sie einen Verlag gefunden?
Petra, du bist Coach und hast eben ein Buch zum Thema "Lebenstempo" veröffentlicht. Wann und wie ist die Idee dazu entstanden?
Ich wollte schon immer ein Buch schreiben, weil ich gerne schreibe. Schon als Mädchen habe ich Tagebuch geschrieben. Die konkrete Idee zu dem Buch entstand in Hongkong. Dort habe ich die Idee für zwei Bücher entwickelt: In dem einen sollte es um das Lebenstempo gehen, in dem anderen wollte ich sehr persönlich über meine Jahre in Hongkong schreiben (dieses Buch kann man inzwischen als E-Book erwerben: Dim Sum sind kleine Herzenswärmer. Meine Zeit in Hongkong).
Mit dem Schreiben des Lebenstempo-Buchs habe ich erst so richtig begonnen, als mein Mann und ich wieder in Frankfurt waren. In der Schweiz am Zürichsee, wo wir seit einem guten Jahr leben, habe ich es dann fertig geschrieben. Das war auch gut so vom Timing. Ich hatte nicht viel Zeit, über mein Heimweh nachzudenken. Ich war abgelenkt.
Was hat dich dazu veranlasst, ein Buch zu schreiben?
Ich wollte ein Buch schreiben, in dem ich mein Wissen einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung stelle und mit dem ich mir als Lebenstempo-Coach einen Namen machen kann. Das Buch ist also auf jeden Fall auch ein Marketingwerkzeug.
Und wie ist es dir mit dem Schreiben ergangen? Was hat gut funktioniert und was ist dir schwergefallen?
Wenn Du mich so fragst, dann sehe ich mich in Hongkong in unserer kleinen Wohnung sitzen – erstmals über Fragen des Lebenstempos im Hinblick auf ein Buch nachdenkend. Ich habe es sehr genossen, dort trotz der Hektik der Stadt in Ruhe meine Gedanken zu Papier zu bringen. Ich habe all meine vielfältigen Erfahrungen um das Thema „Lebenstempo“ (dazu zählen auch die Erfahrungen um mein eigenes Lebenstempo) niedergeschrieben.
Gut funktioniert hat alles, was im Fluss zu schreiben war. Im Buch wechseln sich ja erklärender Text und Fragen ab. Einen erklärenden Fließtext zu schreiben (Kapitel 1 und 2), war wunderbar. Schwieriger war es, das Thema "Ratgeber" im Auge zu behalten. Ich musste mich auf den Hosenboden setzen und überlegen: Welche Leitfragen machen Sinn? Wie manövriere ich meine Leser mit einem schönen Spannungsbogen durch das Buch? Wie komme ich zu einer Quintessenz? Ganz schön schwierig, sag ich Dir!
Auch mit der Zeiteinteilung ist es mir gut gegangen. Da war ich ziemlich stringent und diszipliniert. Ich bin eine Morgen-Schreiberin. Also saß ich als early bird mit meinem Milchkaffee dann auch schon früh an meinem Manuskript.
Schreiben bedeutet immer, dass man sich auch mit sich selbst auseinandersetzt und sich besser kennenlernt. Stimmst du mir da zu? Was sind rückblickend deine Erfahrungen?
Hmm, ich sehe das für mich so: Alles, was im Buch rund ums Lebenstempo zu erfahren und zu lernen ist, darüber habe ich während des Schreibens nicht mehr reflektiert. Das ist ja mein Fachwissen und ich kenne natürlich auch meine persönlichen Antreiber. Ich habe das richtige Lebenstempo für mich gefunden. Als Autorin musste ich mich hingegen weiterentwicklen, um dieses Buch zu stemmen.
Du hast dich entschieden, mit einem Schreibcoach, nämlich Gitte Härter, zusammenzuarbeiten. Wie kam es dazu und was hat es dir gebracht?
Ich habe an einem Konzept-Workshop von Gitte Härter (Schreibnudel) teilgenommen und mich danach dazu entschieden, mit ihr weiterzuarbeiten. Schreiben, konzipieren, Fragen stellen – da habe ich von ihr eine Menge gelernt. Wichtige Fragen, die ich im Coaching für mich klären musste, waren zum Beispiel: Was soll mein Leser wissen, lernen bzw. können, wenn er am Ende meines Buches angelangt ist? Welche einzelnen Themen stecken in dem großen Thema „Lebenstempo“? Wie breche ich umfangreiche Themen herunter und strukturiere meine Gedanken?
Das letzte Kapitel war am schwierigsten: Nun musste ich meine Leser an die Hand nehmen, damit sie die Dinge auch umsetzen, die ich in den vorangegangenen Kapiteln beleuchtet habe. Als Coach stelle ich meinen Klientinnen und Klienten natürlich auch laufend Fragen, aber ich sage nie "so musst Du das jetzt machen". Die Leser meines Buches erwarten hingegen eine Antwort – nach dem Motto „So geht das!“ Ich hab mir ganz schön die Haare gerauft. Das Schreiben hat mir nicht immer nur Freude gemacht. Ich hatte auch Tiefs.
Die Arbeit hat sich aber letztendlich wirklich gelohnt. Ich halte jetzt ein Buch in Händen, das in seiner Art einzigartig ist, und bekomme auch schon sehr positive Rückmeldungen von meinen Leserinnen und Lesern.
Und wie bist du zum Gabal Verlag gekommen?
Ich habe meinen Lieblingsverlag, nämlich den Gabal Verlag angeschrieben. Zunächst habe ich nichts gehört, dann habe ich nach acht Wochen noch einmal freundlich angeklopft – und danach kam alles ins Laufen. Ich habe eine Leseprobe geschickt ... und dann kam auch schon der Autorenvertrag!
Zum Schluss eine Frage zu deinem eigenen Lebenstempo: Du hast in Frankfurt gelebt, warst dann längere Zeit in Hongkong, dann warst du wieder in Frankfurt und nun lebst du in der Schweiz. Welche Rolle spielt die Umgebung für dein Lebenstempo?
Da triffst Du mich in meinem Herzen! Dazu habe ich auch in meinem Buch einiges geschrieben. Zunächst: Ich bin wie ein Chamäleon und passe mich an andere und fremde Lebensumstände schnell an. Die Umgebung spielt für mein Lebenstempo eine sehr wichtige Rolle. Das weiß ich aber erst seit meinem Aufenthalt in Hongkong. Hongkong ist für mich so faszinierend, weil so gegensätzlich und widersprüchlich. Ich habe gerade diese Gegensätze in Hongkong sehr geliebt. Sie haben mich inspiriert! In Frankfurt habe ich 22 Jahre gelebt. "Mein Frankfurt" liebe ich und vermisse es jetzt sehr. Ich vermisse das Flair, meine Bürogemeinschaft, die Freunde und Kooperationspartner, unsere alte Wohnung und unsere Vermieter, die Stadt mit seinen Fahrradwegen. Ich vermisse den Main und die Menschen, die in den Straßencafés sitzen.
Ich hätte nicht so einfach weggehen sollen, auch wenn die Schweiz natürlich sehr schön ist und ich auch in Richterswil inzwischen wieder "drinnen bin". Mein Bio Bed & Breakfast Allegra läuft gut und ich habe sehr nette Gäste, aber im Grunde meines Herzens bin ich Frankfurterin. Ich fühle mich immer wieder sehr ausgebremst, deshalb orientiere ich mich momentan auch wieder mehr nach Frankfurt. Ich plane zwei Lebens- und Arbeitsstandorte, damit genüge ich dann auch den Gegensätzlichkeiten in mir.
Hongkong bekommt von mir übrigens auf der Lebenstemposkala (0 = sehr gemütlich und 10 = rasend schnell) eine 10. Frankfurt eine 7. Zürich eine 5. Und Richterswil eine 3. Kannste Dir vorstellen,
dass ich mich ausgebremst fühle? Grins!
Informationen zum Buch (inkl. Inhaltsverzeichnis und Leseprobe)
Website & Blog von Petra Schuseil
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