Wie erstellt man ein Literaturverzeichnis?

Brille auf offenem Buch

 

Ein Literaturverzeichnis einer wissenschaftlichen Arbeit (Seminararbeit, Bachelorarbeit oder Masterarbeit, Dissertation) erfüllt eine wichtige Funktion: Es erschließt die zitierte Literatur. Im Fließtext verweisen Sie ja nur in Kurzform auf die Literatur (z.B. Müller 1999), im Literaturverzeichnis bzw. in der Bibliografie findet Ihr Leser dann die Auflösung aller (!) Kurzzitate (z.B. Sabine Müller, Wissenschaftliches Arbeiten im Studium, Wien 1999). Soweit ein paar Worte zur Grundfunktion eines Literaturverzeichnisses. Aus meiner Lehrtätigkeit sowie aus Einzelcoachings weiß ich, dass beim Erstellen eines Literaturverzeichnisses immer wieder Fragen auftauchen. Im Folgenden habe ich die häufigsten Fragen samt Antworten zusammengestellt. 

Fragen und Antworten zum Literaturverzeichnis

Was ist der Unterschied zwischen einem Literaturverzeichnis und einer Bibliografie?

Die Begriffe Literaturverzeichnis und Bibliografie werden meist als Synonyme betrachtet (auch ich mache das so). Beide beinhalten Literaturangaben, beide bezeichnen ein Schriftenverzeichnis. In manchen Regelwerken wird jedoch zwischen den Begriffen unterschieden: Unter Bibliografie versteht man dann eine möglichst vollständige Zusammenstellung von Literatur zu einem Thema, während ein Literaturverzeichnis nur die Publikationen umfasst, die in einer wissenschaftlichen Arbeit zitiert wurden. Wenn man es also genau nimmt, dann erstellen Sie für Ihre Seminararbeit, Bachelorarbeit, Masterarbeit etc. ein Literaturverzeichnis!

Nehme ich auch Literatur auf, die ich nicht gelesen habe?

Nein. Sie sollen ja nicht zeigen, wie fleißig Sie waren oder wie belesen Sie sind. Das Literaturverzeichnis dient einzig und allein der Auflösung der Kurzbelege. 

Wie sortiere ich das Literaturverzeichnis am besten?

Ordnen Sie das Literaturverzeichnis alphabetisch nach den Nachnamen der Autoren. Wenn Sie von einem Autor mehrere Publikationen zitiert haben, reihen Sie die einzelnen Arbeiten chronologisch. Hat ein Autor in einem Jahr mehrere Publikationen verfasst, nummerieren Sie sie durch (Müller 1999/1, Müller 199/2 etc. oder Müller 1999a, Müller 1999b etc.).

Darf ich auch unwissenschaftliche Literatur aufnehmen?

Ja, selbstverständlich! Wenn Sie unwissenschaftliche Publikationen zitiert haben, müssen Sie sie auch im Literaturverzeichnis anführen. 

Was mache ich mit Literatur, die ich aus dem Internet habe?

Auch diese Literatur gehört, sofern Sie sie zitiert haben, in das Literaturverzeichnis. Publikationen aus dem Internet werden häufig getrennt von der übrigen Literatur angeführt (bitte lesen Sie nach, was die Zitierregeln Ihrer Uni bzw. FH dazu sagen). Wichtig ist, dass Sie am Ende der bibliografischen Angabe das Datum Ihres letzten Aufrufs anführen. 

Gibt es einen speziellen Unterschied in der Aufnahme von selbstständigen und unselbstständigen Publikationen?

Es gibt bei der Titelaufnahme einen wesentlichen Unterschied zwischen selbstständigen und unselbstständigen Publikationen: Bei selbstständigen Publikationen, also zum Beispiel Monografien, führen Sie im Literaturverzeichnis keine Seitenzahl an. Bei unselbstständigen Publikationen müssen Sie hingegen die Seitenzahl des gesamten Beitrags anführen, am Ende der Angabe steht also S. X–X. Bis-Striche sind übrigens immer lang und davor sowie danach setzt man kein Leerzeichen.

Muss ich den Verlag nennen?

Das kommt auf die Zitierregeln an, die Sie verwenden. Wenn die Nennung des Verlags dort vorgeschrieben ist, müssen Sie  ihn bei den einzelnen Publikationen anführen. Bitte beachten Sie: In der Regel ist die Verlagsangabe nur bei selbständigen Publikationen gefordert. Lesen Sie bitte genau nach, was "Ihre" Zitierregeln dazu sagen.

Häufige Fehler: Was Sie nicht tun sollten

  • Die Universität bzw. FH stellt Zitierregeln zur Verfügung, in denen auch genau erklärt ist, wie man ein Literaturverzeichnis erstellt, aber Sie lesen es nur flüchtig oder gar nicht, bevor Sie sich an die Arbeit machen.
  • Sie vergessen, bei unselbstständigen Publikationen (z.B. Aufsätzen, Artikel in Lexika etc.) die Seitenzahl anzuführen.
  • Sie führen bei selbstständigen Publikationen die Seitenzahl an.
  • Sie vergessen, bei Internet-Publikationen das Datum des letzten Aufrufs zu erwähnen.
  • Sie listen unselbstständige und selbstständige Publikationen getrennt auf.
  • Vornamen kürzen Sie einmal ab und das andere Mal schreiben Sie sie aus.
  • Sie verwenden Abkürzungen nicht einheitlich.
  • Bei unpublizierten Arbeiten vergessen Sie auf den Zusatz "unpubl.", "unpubliziert", "ms." (maschinschriftlich).

Ein Tipp zum Schluss

Bis ein Literaturverzeichnis abgabereif ist, gibt es viel zu tun. Ich mache oft die Erfahrung, dass das Literaturverzeichnis nicht sorgfältig Korrektur gelesen wird. Wenn Sie das Literaturverzeichnis Korrektur lesen, achten Sie bitte auch auf Kleinigkeiten, zum Beispiel: 

  • Verwenden Sie die Abkürzung S. für Seite durchgängig oder nie? Egal, wie Sie es handhaben, Sie müssen einheitlich vorgehen.
  • Folgt auf die Abkürzung S. immer, wie vorgesehen, ein Leerschritt?
  • Ist der Bis-Strich immer lang (S. 23–24)? Siehe dazu auch hier.
  • Verwenden Sie Abkürzungen einheitlich (z.B. Bd., H.Jg. etc.)?

Arbeiten Sie präzise, wenn Sie Ihr Literaturverzeichnis zum Schluss Korrektur lesen (in der Regel sind dazu mehrere Durchgänge notwendig) und planen Sie für die Endkorrektur genug Zeit ein. 


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