Wie Ihnen das Reden beim Schreiben Ihrer Uni-Arbeit helfen kann

Ein Gastartikel von Emma Huber

Reden fällt vielen leichter als Schreiben

Cover des Buches von Emma Huber: Vom Reden zum Schreiben
Das neue Buch von Emma Huber: Vom Reden zum Schreiben. So gelingt Ihre Abschlussarbeit

Die meisten Menschen reden ohne erkennbare Anstrengung mit anderen. In den Gesprächen wechseln Fragen und Antworten, Aussagen und Einwände oder zustimmende Äußerungen einander ab. Oft geht es dabei auch lustig zu. Ein Wort gibt das andere – so bleibt das Gespräch in Gang. Falls es doch einmal ins Stocken gerät, stellt einer der Anwesenden eine Frage. Die bewirkt, dass es weitergeht.

Schreiben dagegen empfinden viele als mühsam, auch Studierende: Da sitzen sie allein in einem Raum vor einem leeren Blatt Papier oder einem weißen Bildschirm und versuchen, ihre Hausarbeit, Bachelorarbeit oder Masterarbeit zu schreiben.

 

Vielleicht kennen Sie diese Situation? Es ist so still, dass man die Uhr ticken hört. Sie überlegen krampfhaft, wie Sie das formulieren könnten, worüber Sie schreiben wollen. Niemand ist da, der Ihnen Fragen dazu stellt oder auf Ihre Erläuterung wartet.

 

Was also tun, um endlich ins Schreiben zu kommen?

Tipps für Ihre nächste wissenschaftliche Arbeit

Überlegen Sie, was Sie interessiert und was Sie als Thema Ihrer Arbeit wählen könnten. Welcher Frage würden Sie in dieser Arbeit nachgehen? Was an Literatur haben Sie zu diesem Thema schon durchgesehen oder gelesen? Was davon wäre für Ihre Arbeit interessant?

Und bevor Sie sich ans Niederschreiben der ersten Gedanken machen, reden Sie erst einmal über das, was Sie vorhaben.

Reden Sie mit jemandem über Ihre Uni-Arbeit

Sprechen Sie mit einer Freundin oder einem Studienkollegen über Ihre Uni-Arbeit. Am besten mit einer Person, die noch nichts darüber weiß. Erzählen Sie der oder dem anderen, worum es in Ihrer Arbeit geht und wie Sie sie gestalten wollen. Beantworten Sie ihr oder ihm im Gespräch Fragen wie zum Beispiel: 

  • Was ist das Thema deiner Arbeit?
  • Was interessiert dich besonders daran und warum?
  • Welcher Frage willst du in der Arbeit nachgehen?
  • Warum ist diese Frage von Bedeutung?
  • Wie und mit welchen Methoden willst du sie beantworten?
  • Was gibt es schon an Erkenntnissen oder Forschungsergebnissen, auf die du dich stützen kannst?
  • Wie willst du deine Arbeit aufbauen?

Im Gespräch fällt es Ihnen sicherlich nicht allzu schwer, diese Fragen zu beantworten. Und Sie werden sehen: Dabei taucht meist schon eine skizzenhafte Vision des fertigen Werkes vor Ihrem inneren Auge auf.

 

Das Gespräch können Sie auch auf Band aufnehmen, zum Beispiel mit dem Diktiertool Ihres Smartphones. Oder Sie bitten Ihr Gegenüber, Ihre Antworten mitzuschreiben.

Schreiben Sie über das Gesagte

Notieren Sie unmittelbar nach dem Gespräch oder zeitnah, was Ihnen in Erinnerung geblieben ist. Rufen Sie sich dazu die Situation ins Gedächtnis: Denken Sie an die Fragen der anderen Person und an Ihre Antworten. Schreiben Sie sie auf. Danach verfügen Sie über eine erste Textfassung, die Sie im Hinblick auf das Exposé für Ihre Bachelorarbeit oder Masterarbeit überarbeiten und weiter ausbauen können.

 

Wenn Sie das Gespräch aufgenommen haben, dann nehmen Sie diese Aufnahme zu Hilfe. So können Sie Fehlendes ergänzen oder bei Bedarf etwas richtigstellen.

Was aber, wenn keine passende Gesprächspartnerin oder kein passender Gesprächspartner zur Verfügung steht?

Schreiben Sie mit Hilfe eines inneren Gesprächs

Ein Gespräch können Sie auch in Ihrer Vorstellung führen. Schreiben Sie dazu einen Brief oder eine E-Mail an eine Person, die Sie gut kennen. Erläutern Sie ihr darin, worüber Sie Ihre Arbeit schreiben und wie Sie dabei vorgehen möchten. Erklären Sie ihr das in Gedanken und schreiben Sie Ihre Ausführungen nieder. So nützen Sie Ihr inneres Gespräch mit der oder dem anderen dazu, eine erste Version Ihres Textes zu erstellen. Dann sind Sie auch nicht mehr allein beim Schreiben, denn die Adressatin oder der Adressat Ihres Textes ist in Ihrer Vorstellung anwesend.

 

Stellen Sie sich also vor, Sie würden mit einer anderen Person reden, während Sie schreiben. So ist das Schreiben die Aufzeichnung und der Text das Ergebnis Ihres inneren Gesprächs.

Reden hilft dabei, Schreibblockaden zu überwinden

Probieren Sie es aus: Über das Reden können Sie tatsächlich ins Schreiben kommen. Jemandem von der Uni-Arbeit und den damit verbundenen Fragen zu erzählen, kann befreiend wirken und Blockaden lösen. Das funktioniert nicht nur, wenn Sie tatsächlich mit jemandem reden, sondern auch dann, wenn Sie das in Ihrer Vorstellung tun! 

Das Buch

Cover des Buches "Vom Reden zum Schreiben"
2017 im utb-Verlag erschienen

In ihrem neu erschienenen Buch Vom Reden zum Schreiben: So gelingt Ihre Abschlussarbeit zeigt Emma Huber, wie Sprechen, Denken und Schreiben miteinander zusammenhängen und wie Sie einen produktiven Dialog mit sich selbst und anderen führen können, um so den Schreibprozess leichter zu bewältigen.

 

Die Grundaussage des Buches lautet: Wenn Sie mit jemandem reden können, können Sie auch wissenschaftlich schreiben. Emma Huber zeigt anhand von verschiedenen Übungen, wie Sie Schwierigkeiten beim Schreiben Ihrer Uni-Arbeit frühzeitig erkennen und erfolgreich bewältigen.

 

» Infos zum Buch und Leseprobe

Die Autorin

Foto der Autorin Emma Huber
Dr. Emma Huber (Wien)

Dr. Emma Huber arbeitet seit 1993 als Psychotherapeutin in freier Praxis in Wien. Sie unterstützt Studierende, die mit Schreibhemmungen kämpfen, beim Verfassen ihrer wissenschaftlichen Arbeit.

 

Gemeinsam mit den Studierenden erforscht sie die hinter den Blockaden stehenden Ursachen (Angst, mangelnder Selbstwert oder auch unbewusste Konflikte etc.) und arbeitet an ihrer Bewältigung. Als Therapeutin weiß Emma Huber besonders gut, wie man mithilfe von Gesprächen Probleme löst. Im Detail zeigt sie das auch in ihrem neu erschienenen Buch.


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