Ich habe da eine Idee für eine Forschungsfrage!

STOP: Nicht jede Idee ist für eine Forschungsfrage geeignet

Eine Forschungsfrage für eine Bachelorarbeit, Masterarbeit oder Dissertation zu finden, ist nicht so leicht! Viele Studierende haben eine Idee und meinen, dass das genügen würde, um eine Forschungsfrage zu formulieren.

Oft hat die Idee mit eigenen Interessen zu tun, manchmal auch mit dem beruflichen Kontext. Oft sind die Ideen von Begeisterung oder Faszination getragen, immer wieder steht hinter der Idee auch eine eigene Betroffenheit (seelisch, gesundheitlich, familiär oder Ähnliches). 

 

Rasch mal nach Literatur suchen ...

So wird dann im nächsten Schritt rasch mal ohne Strategie nach Literatur gesucht, die irgendwie zu der Idee passt, und schon geht es los mit dem Schreiben des Exposés. An dieser Stelle würde ich den Studierenden gerne zurufen:


Stopp, so funktioniert das nicht!

 

Nur weil du dich für ein Thema begeisterst, dich etwas interessiert, du etwas Bewegendes erlebt hast, ein persönliches Anliegen oder irgendetwas Faszinierendes beobachtet hast, ist das noch lange keine solide Basis für eine Forschungsfrage einer Bachelorarbeit, Masterarbeit oder Dissertation.

 

Von der Idee über das Thema zur Forschungsfrage

Du brauchst eine forschungsrelevante Fragestellung

Deine Forschungsfrage muss nicht nur für dich persönlich, sondern vor allem für deinen Fachbereich relevant sein. Die Beantwortung deiner Forschungsfrage(n) sollte die Wissenschaft voranbringen.

Bei einer Bachelorarbeit oder Masterarbeit genügt es übrigens in der Regel, wenn du die vorhandene Literatur kritisch auswertest. Du musst keine grundlegend neuen Ergebnisse liefern. Auf diesem Niveau des wissenschaftlichen Arbeitens trägst du bestehende Erkenntnisse zusammen, hinterfragst Argumente differenzierend und bereitest sie gut strukturiert auf.

 

Okay, aber zurück zu der Sache mit der Idee, denn ...

 

Was dich persönlich interessiert oder fasziniert, ist noch lange nicht forschungsrelevant.

 

Warum? Weil die Forschungsfrage zum Beispiel schon längst beantwortet ist. Oder weil sie nicht beantwortbar ist. Ja, auch das gibt es! Und da reicht es dann nicht zu sagen: „Ich mache eben Experteninterviews oder Umfragen, da kommt dann sicher etwas Interessantes heraus.“

 

Beim Finden der Forschungsfrage musst du dich an der vorhandenen Literatur entlanghangeln. Es ergibt überhaupt keinen Sinn, etwas komplett neu aufzurollen, was längst klar ist, und ebenso wenig ist es zielführend, eine Frage zum Inhalt einer Bachelorarbeit, Masterarbeit bzw. Masterthesis oder auch Doktorarbeit zu machen, für die es gegenwärtig keine Antwort gibt. 

 

Und damit kommen wir zum entscheidenden Punkt ... 

 

Ohne umfassende Literaturrecherche kannst du keine Forschungsfrage finden

Du hast eine erste Idee, worüber du deine wissenschaftliche Arbeit schreiben möchtest? Super. Dann ran an die Literatur! Ackere die Bibliothekskataloge und Datenbanken durch und lies wissenschaftliche Literatur zu deinem Thema.

 

Schau, wer was bereits publiziert hat, welche Fragen in der Literatur diskutiert werden und (wichtig!) zu welchen Aspekten sich die Forschung nicht einig ist. Genau dort kannst du einhaken. Du sollst nicht nur die Literatur zusammentragen, sondern sie vor allem kritisch aufrollen. Das ist dein Job in einer Bachelorarbeit oder Masterarbeit.

 

Der Unterschied zwischen dem Thema und der Forschungsfrage

Das Thema deiner Bachelorarbeit oder Masterarbeit ist eher allgemein formuliert. Mit der Forschungsfrage oder den Forschungsfragen gehst du dann in die Tiefe. Du spezifizierst dein Thema. Oft lassen sich nämlich zu einem Thema mehrere Forschungsfragen formulieren oder auch eine Hauptfrage und mehrere Unterfragen.

 

Was macht eine gute Forschungsfrage aus?

Die Forschungsfrage sollte spezifisch, präzise und für dein Fach relevant sein. Und natürlich sollte sie im Rahmen des vorgegebenen Seitenumfangs auch machbar sein. Je enger dein Thema und je präziser deine Forschungsfrage, desto besser. Desto überschaubarer ist nämlich die Literatur und desto leichter kannst du den Forschungsstand erfassen. Und: Umso mehr Freude macht meiner Erfahrung nach auch das wissenschaftliche Arbeiten und Schreiben.

 

Und ja, Begeisterung für ein Thema oder eine Forschungsfrage ist gut, aber in der Wissenschaft geht es immer um eine sachliche Auseinandersetzung. Daher kann es manchmal sogar besser sein, alles Persönliche (vor allem die eigene Betroffenheit) außen vor zu lassen. 

 

 

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Verfasst am 15.5.2023.