Wenn Sie als Selfpublisher gerade Ihr erstes Buch veröffentlichen, stehen Sie sicher vor allerhand Fragen – das betrifft auch das Lektorat. Sie fragen sich vielleicht:
- Brauche ich ein Lektorat?
- Was kostet ein Lektorat?
- Wie finde ich einen guten Lektor?
Im heutigen Blogartikel möchte ich Ihnen konkrete Anhaltspunkte liefern, die Ihnen bei der Beantwortung dieser Fragen helfen.
1 Brauche ich als Selfpublisher überhaupt ein Lektorat?
Als Selfpublisher überlegen Sie sich vielleicht gerade, ob ein Lektorat überhaupt sinnvoll ist – zumal das ja allerhand Geld kostet, das Sie selbst in Ihr Buchprojekt investieren müssen. Meine Antwort – Sie ahnen es schon – ist ein klares Ja.
Als Autor wird man irgendwann betriebsblind und selbst wenn man rechtschreibsicher ist, übersieht man Fehler. Freunde können dabei helfen, die Fehlerquote zu reduzieren, aber einen professionellen Lektor können sie nicht ersetzen. Hinzu kommt, dass ein Lektor viel mehr macht, als nur Fehler zu korrigieren: Mit Blick auf Ihre Zielgruppe sorgt er dafür, dass sich Ihr Text flüssig liest und die Gedanken gut nachvollziehbar sind.
Deshalb werden im Zuge eines Lektorats nicht nur Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung korrigiert. Ihr Lektor glättet auch stilistische Unebenheiten, etwa indem er Sätze behutsam teilt und entschachtelt oder indem er die Wortstellung verändert. Dafür braucht es viel Wissen, Erfahrung, Sprachgefühl – und Geduld. Wenn Sie als Autor einmal mit einem Lektor zusammengearbeitet haben, werden Sie ihn nicht mehr missen wollen.
2 Was kostet ein Lektorat?
Die meisten Lektoren rechnen auf der Basis von Normseiten ab, wobei eine Normseite häufig 1.500 Zeichen inkl. Leerzeichen umfasst. Normseiten haben einen entscheidenden Vorteil: Sie sind im Unterschied zu A4-Seiten, die ja unterschiedlich formatiert sein können und daher unterschiedlich viel Text enthalten, eine klare Bezugsgröße für die Kalkulation.
Der Preis für das Lektorat hängt vor allem vom Korrekturaufwand und der Länge Ihres Manuskriptes ab.
Ein Lektor investiert viel Zeit in Ihr Buch. Abhängig davon, wie umfangreich die Korrekturen sind, schafft er vielleicht nur zwei oder drei Normseiten pro Stunde (selten mehr als zehn) und seriöserweise wird er Ihren Text mindestens zweimal lesen.
Nicht selten sind sogar mehr Korrekturdurchgänge notwendig
Je weniger Erfahrung ein Autor mit der Vergabe eines Lektorats hat, desto schwerer kann er in der Regel den Preis nachvollziehen, vor allem können viele Autoren nichts mit Normseitenpreisen anfangen. Wenn es Ihnen auch so geht, fragen Sie den Lektor, mit wie vielen Stunden Arbeit er kalkuliert hat. So wird dann für Sie bestimmt klarer, welche Leistung hinter dem Betrag steht.
3 Wie finde ich einen guten Lektor für mein Buch?
Nach einem E-Mailwechsel mit einer geprellten Autorin letzte Woche möchte ich hier eine zweite Frage anschließen: Wie finde ich einen seriösen Lektor? Denn auch unter den Lektoren gibt es Anbieter, die krumme Wege gehen. Aber der Reihe nach ...
Bitten Sie andere Autoren um eine Empfehlung
Zunächst einmal können Sie Autoren mit Lektoratserfahrung um eine Empfehlung bitten. Fragen Sie sie auch, warum sie sich genau für einen bestimmten Lektor entschieden haben. Dabei sollte nicht allein der Preis ausschlaggebend gewesen sein.
Schauen Sie sich die Website des Lektors genau an
Nehmen Sie die Website des Lektors bzw. der Plattform, die Ihnen einen Lektor vermittelt (das gibt es auch), genau unter die Lupe. Nicht alle Anbieter sind seriös.
- Bekommen Sie ein Gefühl für den Menschen bzw. die Firma, der bzw. die hinter der Website steht? Wenn die Website eines Unternehmens unpersönlich bzw. aalglatt wirkt, bin ich immer vorsichtig.
- Gibt es auf der Website Referenzen?
- Sind die Kontaktdaten vollständig (E-Mail, Adresse, Telefonnummer)? Es gibt tatsächlich Anbieter, die keine Telefonnummer auf der Website haben. So etwas sollte Sie stutzig machen.
- Hat die Website das gesetzlich vorgeschriebene Impressum?
Schwarze Schafe erkennt man oft schon an ihrer Website. Ich kann Sie aber beruhigen: Die weißen sind ganz klar in der Überzahl!
Prüfen Sie die eingeholten Angebote
Wenn es um einen größeren Auftrag wie etwa ein Buch geht, liegt es auf der Hand, dass Sie mehrere Angebote einholen. Achten Sie darauf, dass die Kostenvoranschläge eine klare Leistungsbeschreibung beinhalten. Bei vagen Formulierungen (z.B.: "Im Preis ist eine Stilanalyse inkludiert") sollten Sie nachhaken. Lassen Sie sich auch ungefragt angebotene Zusatzleistungen, wie zum Beispiel die Vermittlung an einen Verlag, näher erläutern.
Bitten Sie um ein Probelektorat
Bitten Sie die Lektoren, die in Ihre engere Wahl kommen, um ein Probelektorat, wenn es Ihnen nicht von vornherein schon angeboten wird (wir machen das bei Buchprojekten standardmäßig). Und vergleichen Sie die Probelektorate verschiedener Anbieter miteinander:
- Was genau wurde korrigiert?
- Können Sie die Korrekturen nachvollziehen?
- Wie umfangreich sind die Korrekturen?
- Gibt es inhaltliche Kommentare, die Ihnen weiterhelfen? Solche Kommentare werden übrigens in Worddateien in "Blasen" am rechten Seitenrand gemacht, so dass Sie sie ganz leicht sehen können.
Gerade wenn Sie als Selfpublisher noch nie mit einem Lektor zusammengearbeitet haben, können Sie anhand des Probelektorats gut die Qualität seiner Arbeit überprüfen.
Schauen Sie bei den Zahlungsmodalitäten genau hin
Bei Aufträgen wie einem Buch mit mehreren Hundert Seiten ist die Vereinbarung einer Anzahlung oder einer Abschlagszahlung (z.B. wenn die Hälfte der Leistung erbracht wurde) üblich. Die Forderung nach einer vollständigen Bezahlung des Lektorats im Vorhinein ist hingegen nicht üblich. Lassen Sie sich auf so etwas also nicht ein.
Entscheiden Sie nicht nur auf der Grundlage des Preises
Natürlich werden Sie als Selfpublisher den Preis bei der Auswahl des Lektors heranziehen, er sollte aber nicht das alleinige Kriterium sein. Letztendlich zählt das
Preis-Leistungsverhältnis.
Vermeiden Sie Zeitdruck beim Lektorat
Wenn Sie einen bestimmten Erscheinungstermin für Ihr Buch anpeilen, machen Sie sich nicht auf den letzten Drücker auf die Suche nach einem Lektor. Am Ende finden Sie jemanden, der richtig gut ist und der Ihnen ein vernünftiges Angebot macht, der aber so kurzfristig keine Zeit hat. Es bringt auch nichts, wenn Sie dem Lektor Druck machen. Zeitdruck ist der größte Feind eines guten Lektorats.
Zum Schluss ...
Sobald Sie den Auftrag für das Lektorat vergeben haben, können Sie sich erst einmal entspannt zurücklehnen und sich über das Geleistete freuen.
Ist Ihr Lektor dann mit der Arbeit fertig, wird er Ihnen in der Regel zwei (Word-)Dateien zukommen lassen: In der ersten sehen Sie alle Korrekturen, in der zweiten sehen Sie nur mehr die Kommentarblasen mit seinen Hinweisen. Hier sind Sie als Autor nochmals gefragt. Das bedeutet: Rechnen Sie damit, dass Sie nach dem Lektorat nochmals Hand an Ihr Manuskript legen müssen, und planen Sie dafür auch ein wenig Zeit ein.
Von einem Lektor können Sie übrigens auch ein inhaltliches Feedback bekommen. Seien Sie aber nicht enttäuscht, wenn es auch Kritikpunkte beinhaltet. Es ist Aufgabe des Lektors, Sie auf Schwachpunkte hinzuweisen. Lob ist gut und wichtig, aber reine Bauchpinseleien sind nicht sein Job. Der Lektor ist Ihr Partner auf dem Weg zu Ihrem Buch, das dann hoffentlich seinen Weg zu möglichst vielen Lesern findet.
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